Genossenschaften in Ostdeutschland
Shownotes
Wie können wir für unseren Bedarf – auch über Krisenzeiten hinaus – sorgen? Wie kann die Produktion von Gütern und Dienstleistungen so organisiert werden, dass alle Arbeiter*innen mitbestimmen können? Und in welchem Verhältnis stehen Kooperativen zum Kapitalismus und Realstaatssozialismus? Diesen Fragen geht Chris im Gespräch mit Delal Atmaca nach. Die Kooperationsökonomin, Dozentin und Mitbegründerin von DaMigra promovierte zum Thema Genossenschaften nach 1989 im ländlichen Ostdeutschland. Es geht also dieses Mal sowohl um die Theorie hinter kooperativer Ökonomie als auch konkrete Betriebe, die Delal kennengelernt und beforscht hat! Viel Spaß beim Zuhören.
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Moderator*in: Chris Neuffer & Maxi Ziegler Musik: Theresa Seits
Von der Europäischen Union finanziert. Die geäußerten Ansichten und Meinungen entsprechen jedoch ausschließlich denen des Autors/der Autorin bzw. der Autor*innen und spiegeln nicht zwingend die der Europäischen Union oder der Europäischen Exekutivagentur für Bildung und Kultur (EACEA) wider. Weder die Europäische Union noch die EACEA können dafür verantwortlich gemacht werden. © 2025. This work is openly licensed via CC BY-NC 4.0 DEED
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00:00:00: Kein Ding, der feministische Podcast zu Kehr und Sorgegerechtigkeit.
00:00:09: Heute mit Chris vom Konzeptberg Neue Ökonomie unter Ökonomen, Dozentin und Mitbegründerin
00:00:25: von Damika, Delal Admarsha.
00:00:28: Es geht um Beispiele von Genossenschaften in Ostdeutschland und was wir aus kooperativen
00:00:36: Ansätzen für die Zukunft lernen können.
00:00:39: Diese Folge ist die letzte in der Kooperationsreihe mit dem Konzeptberg Neue Ökonomie in Leipzig.
00:00:49: Ein großes Danke an alle, die an dieser Reihe beteiligt waren und bevor es heute dann losgeht,
00:00:56: möchte ich euch einen Aufruf teilen.
00:00:58: Du hast Lust, Interviews mit spannenden Personen zu führen, hinter die technischen Kulissen
00:01:04: des Podcasts zu schauen und thematisch daran zu arbeiten, wie wir Kehr ins Zentrum rücken
00:01:09: können, dann melde dich bei Podcast@kolektiv-periskop.org.
00:01:15: Wir suchen aktuell ehrenamtliche Unterstützung und freuen uns, dich kennen zu lernen.
00:01:20: Guten Morgen und schön, dass du da bist, Delal Admarsha.
00:01:29: Wie war dein Tag bisher und welche Kehrarbeit hast du vielleicht heute schon gemacht?
00:01:33: Ja, schon guten Morgen.
00:01:34: Ich freue mich auch, dass ich endlich hier bin, dass wir das immer wieder verschieben
00:01:39: mussten.
00:01:40: Kehrarbeit habe ich heute Morgen schon gemacht, indem ich mehrere Mails geschrieben habe,
00:01:46: beispielsweise Anwältchen von Frauen, die noch ein bisschen nebenbei betreuen, geflüchtete
00:01:52: Frauen.
00:01:53: Und dann irgendwie die Küche aufgeräumt für mein Tochter.
00:01:58: Fusche vorbereitet, auf dem Tisch gestellt, ihr Liebesbrief geschrieben.
00:02:02: Sie hat heute ihr Konzert, damit es ja ein bisschen gut gelaunt rausgeht und bin dann
00:02:08: gut hierhin gekommen.
00:02:09: Ah, schön.
00:02:10: Jetzt hast du schon so ein bisschen erzählt, was du auch gemacht hast, auch mit den E-Mails
00:02:14: schreiben.
00:02:15: Ich möchte dir mal vorstellen, in welchen Organisationen arbeitest du derzeit und was
00:02:19: sind besonders wichtige Themen, die dir am Herzen liegen?
00:02:22: Ja, ich arbeite bei Darmiga, neben Dachverband der Migrantischen Organisation hier in Deutschland.
00:02:28: Das ist eine feministische Organisation und es bündelt eigentlich ganz, ganz viele heterogene,
00:02:35: feministische Frauenorganisationen, Frauenrechtorganisationen aus sehr unterschiedlichen
00:02:40: Herkünfte.
00:02:41: Wir haben mit Frauenorganisationen aus Latein, Südamerika bis hin zu Afrikanern, Osten,
00:02:48: Südosteuropa, Osteuropa.
00:02:50: Also sehr, sehr divers, sehr diverse Herkünfte.
00:02:54: Und das, was uns tatsächlich verbündet ist, eben hier eineseits entweder selber Migrationsgeschichte
00:03:00: zu haben oder eben Nachkommen von migriete Menschen zu sein her.
00:03:06: Und das weitere verbindet uns, dass wir eben eine feministische Perspektive haben in der
00:03:12: Gesellschaft und es uns eben um Themen geht, wie Gleichstellungspolitik auf der einen
00:03:18: Seite, Geschlechtergerechtigkeit, soziale Gerechtigkeit, auf der anderen Seite eben
00:03:24: aber auch die ganze Diskose um Migration, Flucht hier in Deutschland zu gendern, eben
00:03:32: mit einer feministischen Perspektive zu betrachten.
00:03:34: Und da sind uns so Themen wie natürlich Gewaltschutz beispielsweise, faire Bezahlung
00:03:40: beispielsweise, diskriminierungsfreien Zugang zur Arbeitsmarktbildung, Wohnungsmarkt, Kultur,
00:03:47: Soziales und so weiter.
00:03:49: Also wir verwenden im Grunde sehr große Themen ineinander und haben unendliches
00:03:54: eigentlich Potenzial auch und die Möglichkeit über den eigenen Tellerrand eben hinaus
00:04:01: immer zu blicken, weil eben so sehr unterschiedliche Ansätze und Perspektiven sind, die wir eben
00:04:06: in dieser Organisation vereinen.
00:04:08: Ja, danke für die kleine Einführung auch, was ihr so alles in euch vereint.
00:04:13: Ganz gesund zum Verständnis.
00:04:14: Also du meinst gerade ja verschiedene so Mitgliedsorganisationen, das heißt ihr seid
00:04:18: eigentlich eher so ein bisschen wie so eine Plattform oder wie kann man sich das vorstellen?
00:04:22: Ja, das ist tatsächlich ein Verband dann.
00:04:25: Also deswegen ist es auch der einzige migrantisch-antiracistisch arbeitende sozusagen migranische
00:04:30: öffentliche Organisation auf der Bundesebene.
00:04:32: Das heißt unsere Mitfrauenorganisation sind selber organisierte Vereine oder Verbände
00:04:38: beispielsweise, zum Beispiel der Verband der Teilhändische Frauenrechtorganisation ist
00:04:44: bei uns mitgeliebt.
00:04:45: Das heißt sie selber haben in Zichtstädte bundesweit Frauengruppen, Vereine, die bei
00:04:51: ihnen schon unter dem Dach sozusagen sind und diese sind wiederum mitgeliebt bei uns,
00:04:56: nur mit Frauenorganisationen bei uns oder türkalschnehm beispielsweise sind in 12-13
00:05:03: Städte organisiert, die selber einen Verband haben, das ist und arbeitenden Verband vor
00:05:08: allem, die dann wiederum bei uns den Verband ist, weil sie alleine für sich eben nicht
00:05:14: genügend Kraft oder die Stimme haben Themen zum Beispiel zu platzieren, antiracistische
00:05:20: Menschenrechtsarbeit zu machen.
00:05:21: Das bündeln wir genauso vietnamesische Frauenrechtsorganisationen oder eben arabischstämmige oder eben koreanische
00:05:31: und so weiter.
00:05:32: Also das sind sehr viele nationalkanzche, also italienische, also sehr sehr viele unterschiedlich
00:05:38: diverse Frauenrechtsorganisationen, die eben mitgeliebt bei uns sind, mit Frauen sind
00:05:43: bei uns, mit denen wir gemeinsam, deswegen meine ich sehr unterschiedliche Ansätze, mit
00:05:48: denen wir gemeinsam tatsächlich über Themen von Gleichberechtigung, Feminismen, aber eben
00:05:55: auch darüber hinaus zugehungsser Arbeitsmarktgewaltprävention, Gewaltschutz und so weiter
00:06:00: und verbündeln eben diese unterschiedliche Interessen und unterschiedliche Ansätze machen
00:06:06: daraus nicht ein Ansatz, sondern deswegen sagtlich, wir lernen eben auch, sehr unterschiedlich
00:06:10: untereinander voneinander, miteinander, um aus diesen unterschiedlichen Ansätzen auch
00:06:16: hier die Gesellschaft in Grunde genommen voranzubringen nach vorne.
00:06:20: Ja, aber wir wollen jetzt bevorsten wir mal auch deine Perspektiven, die durch die Arbeit
00:06:24: bei Damigra entstehen, auf dein Promotionsprojekt zu sprechen kommen.
00:06:29: Du hast nämlich in deinem Promotionsprojekt Kooperativen in der ehemaligen DDR untersucht
00:06:35: und viele wurden von Frauen geleitet, hast du mir im Vorfeld erzählt.
00:06:38: Kannst du einmal erzählen, was hast du damals herausgefunden und welche Geschichten sind
00:06:42: hier begegnet?
00:06:43: Ja, eigentlich viele.
00:06:44: Also ich bin vom Hause aus Kooperationsökonomien.
00:06:47: Das ist eine Studium gewesen, die nur an der Universität Marburg angeboten wurde, ab
00:06:54: Ende der sechstiger Jahre bis noch vor zehn Jahren und das war ein eigenständiges Studium
00:07:01: neben Betriebwirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre an der Philipps Universität in Marburg
00:07:06: und ich habe das tatsächlich dort leidenschaftlich studiert.
00:07:09: Beim ersten Leben habe ich dort Jura studiert und das erfüllte mich nicht wirklich, ja,
00:07:15: es befriedigte mich nicht und da habe ich ihn auf der Suche dann eben dieses Studium
00:07:19: entdeckt und ich bin sehr froh, dass ich das tatsächlich auch entdeckt habe, weil sich
00:07:23: das nicht nur auf so eine Mikroebene sich auseinandersetzt, irgendwie Betriebe konstruiert werden, sondern Kooperation
00:07:31: auf dem Markt praktisch als eine Alternative zum tatsächlich Konkurrenz darzustellen.
00:07:39: Das ist Koordinierungsmechanismus eben auf dem Markt.
00:07:42: Und das heißt, Märkte können existieren und Wettbewerb kann auch existieren, auch
00:07:47: dass es nicht schädlich, aber wie agieren wir im Wettbewerb?
00:07:51: Das ist sozusagen das Kernthema eben von diesem Kooperationsökonomik und was braucht es
00:07:56: eben an Voraussetzungen, um gut zu funktionieren, aber auch ökonomischem Kontext tatsächlich
00:08:02: wettbewerbsfähig zu sein.
00:08:03: Und Kooperation setzt eben bestimmte Sachen voraus und einer der wichtigsten Voraussetzungen
00:08:08: von diese Kooperation ist Vertrauen.
00:08:10: Wir können Vertrauensvorschuss haben, sowohl auf der individuelle Ebene als auch im Betrieblichen
00:08:17: oder im Markt, wenn wir als Unternehmen unterwegs sind.
00:08:20: Und Vertrauensvorschuss können wir haben, aber dieses Vertrauen richtig aufzubauen braucht
00:08:26: Zeit und Vertrauen kann aber auch relativ schnell wieder zusammengebrochen werden oder
00:08:32: bricht zusammen.
00:08:33: Das Gegenpart ist Misstrauen.
00:08:35: Wenn eben tatsächlich Dinge nicht so laufen, wenn man sich gemeinsam vornimmt.
00:08:42: Was total wichtig ist bei dieser Kooperation ist, dass tatsächlich eben auch im Wettbewerb,
00:08:48: auch weltweiten Wettbewerb, das beispielsweise erfolgreichste Unternehmen auch weltweit die
00:08:54: jene sind, die tatsächlich so einen kooperativen Ansatz haben.
00:08:57: Also zum Beispiel über die jenisischen Netzwerke sind weltweit sehr, sehr stabil, fallen auch
00:09:03: nicht irgendwie sehr auf und sind nicht nur stabil, sind sehr erfolgreich eben auch.
00:09:09: Warum?
00:09:10: Weil sie eben in diesem Kooperationsprinzip als Kernthema haben.
00:09:14: In dem Moment, in dem wir kooperieren, gemeinsam unterschiedliche Unternehmen beispielsweise
00:09:20: hier zusammenkommen oder unterschiedliche Individuen zusammenkommen sein, ich möchte mit Eigentum
00:09:27: haben, ich möchte mit Unternehmerin sein, aber nicht allein Unternehmerin.
00:09:33: Ich möchte, dass das, was wir erwirtschaften, dass es uns gemeinsam gehört, dass ich einen
00:09:38: Teil des Verantwortung übernehme und ein Teil des Risiko aber nicht das Gesamte und
00:09:44: das, was auch erwirtschaftet wird, nicht nur mir gehört, sondern eben ein uns gehört.
00:09:48: Und dieses ein uns ist genau diese Kern.
00:09:51: Das ist in der Entstehung Geschichte ganz spannend gewesen, weil das im 20. Jahrhundert mit der
00:10:00: aufkommenden Industrialisierung war das tatsächlich ein alternativ Modell.
00:10:04: Also einer der größten Fragen zu dieser Zeit war ja, wie können wir die soziale Frage
00:10:09: lösen mit dem aufkommenden Kapitalismus und Stilisierung und die Lösung der soziale
00:10:15: Frage war ganz viel mit ganz großen gesellschaftlichen Entwürfe verbunden.
00:10:20: Und einer dieser gesellschaftlichen Entwürfe war eben diese genossenschaftlicher Weg,
00:10:24: würde man sagen in Deutschland.
00:10:26: Die Kooperative bewegt tatsächlich neben Lessefère Kapitalismus auf der eine Seite
00:10:30: und Staatssozialismus auf der andere Seite.
00:10:33: Also der kommunistische Bewegung, die dann aufkam und dann durch Revolutionen müsste
00:10:37: man das alles umwerfen und dann tatsächlich sozusagen das Eigentum eigentlich Volks,
00:10:43: aber letztendlich nicht Volks wirklich Staatseigentum ist.
00:10:47: Und das haben wir ja auch mit reelextrierenden Sozialzelländer ja gesehen auch zu DDR-Zeiten.
00:10:53: Und diese Betriebe und diese Bewegung war unglaublich stark.
00:10:57: Also Anfänge ganz stark waren sie in beispielsweise Wohnungsgenossenschaftsbewegung oder noch
00:11:04: früher Konsumgenossenschaftsbewegung.
00:11:06: Also mit steigenden Preisen, Menschen konnten sich das gar nicht mehr leisten.
00:11:10: Und Rothschild ist zum Beispiel so ein großer Begriff hier, was wenn man über Konsumgenossenschaften
00:11:15: denkt.
00:11:16: Rothschild in England entstanden, die ersten Genossenschaften dazu, die vor allem Arbeiter
00:11:21: in England könnten sich nicht mehr Lebensmittel leisten.
00:11:24: Sie kamen dann zusammen und gründeten Association, Kooperationen, indem sie beispielsweise den
00:11:32: Zwischenhändler ausschalten wollten.
00:11:34: Lebensmittel gekauft wird direkt von dieser Kooperative.
00:11:38: Und zu diesen Lebensmittel gehört beispielsweise so etwas wie Seife einfach.
00:11:43: Also konnten sich nicht leisten.
00:11:45: Oder Mehl, gute Wohnungen, bezahlbare Wohnungen, saubere Wohnungen.
00:11:50: Das war das eine hygienische Wohnungen.
00:11:52: Das andere waren Konsumgenossenschaften, das Lebensmittel.
00:11:56: Dann gab es aber auch zum Beispiel Produktivgenossenschaften.
00:11:59: Bzw.
00:12:00: Rothschild reden wir über Vollproduktivgenossenschaften.
00:12:03: Und es waren solche Betriebe, wie wollen wir arbeiten?
00:12:06: Und wem soll das gehören, sozusagen das Eigentum gehören?
00:12:10: Kannst du einmal Produktivgenossenschaften noch mal so definieren?
00:12:13: Weil ich mich gerade frage, wenn du jetzt so abgrenzt auch von zum Beispiel waren es
00:12:17: alltäglichen Bedarfs wie Lebensmittel und Seife.
00:12:19: Was haben die dann produziert?
00:12:21: Und auch zeitlich noch mal vor Ort, wann war das?
00:12:24: Um 1820, 30, 40, das ist so ein bisschen sehr, ja, ja.
00:12:29: So muss man das irgendwie sich vorstellen.
00:12:32: Auch mit der sozusagen Industrialisierung und mit der Liberalisierung natürlich auch
00:12:37: politische Werte sind hier unglaublich viele Menschen, die sonst zuvor Leib-Eigentümer
00:12:42: waren auf dem Land, dann in die Städte mit diesen ganzen Bauern von großen Fabriken.
00:12:49: Es hatte natürlich aber auch zuvor, muss man historisch denken,
00:12:53: neu errungene Freiheiten, dann bin ich nicht mehr Leib-Eigner von irgendwelchen
00:12:57: Voldal-Herren, sondern ich kann dann mit meiner ganzen Familie in die Stadt gehen.
00:13:02: Aber wo wohne ich da in der Stadt?
00:13:03: Wie waren die Wohnverhältnisse?
00:13:05: Wie waren die Lebensverhältnisse sozusagen der Menschen in diesen großen Städte?
00:13:09: Wie waren mit Kanalisationen, wie waren untergebracht?
00:13:12: Also deswegen wohnen Lebensmittel, konnten sich ganz viel eben nicht lassen,
00:13:17: auch ganz schlimm, Zugang zu Gesundheit gar nicht, Zugang zu Bildung gab es überhaupt nicht,
00:13:21: Zugang zu Arbeitsmarkt, das war das einzige, wo sie dann nicht mehr als Leib-Eigen
00:13:26: im ländlichen Region arbeiteten, sondern in diesen riesen Fabriken arbeiteten.
00:13:29: Auch Kinder bis zu 14 Stunden am Tag, sie aber überhaupt also wenig verdienten
00:13:35: und mit dem, was sie verdienten, nicht wirklich lebenswürdig leben konnten.
00:13:39: So entstanden aus diesen Situationen Kontext, wie wollen wir in einem Gesellschaft leben?
00:13:46: Dass die Idee ist, Gesellschaftsmodelle zu entwickeln, wie wollen wir leben?
00:13:50: Produktivgenossenschaft heißt hier voll Produktivgenossenschaft, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter
00:13:56: egal was sie produzieren, es können Landwirtschaft hier Produkte sein,
00:14:00: das können aber auch Hightech-Produkte sein oder Dienstleistungen sein
00:14:04: oder Friseurhandwerk beispielsweise sein, Bauhandwerk sein.
00:14:08: Die Unternehmen gehören den Arbeiterinnen und Arbeiter.
00:14:11: Und die Arbeiterinnen und Arbeiter wählen aus ihrer Mitte selber sozusagen die Leitung
00:14:16: und die jeder Arbeiter und arbeiterinnen ist Miteigentümerin des Betriebes.
00:14:20: Und das sind Produktivgenossenschaften.
00:14:24: Und voll Produktivgenossenschaften ging ein Schritt sogar weiter.
00:14:27: Die Idee war tatsächlich, also zum Beispiel das, was wir heute als Kibbutze kennen aus Israel.
00:14:32: Das sind hier entstanden aus dieser Zeit.
00:14:34: Das sind voll Produktivgenossenschaften, in denen Menschen dann sagen,
00:14:39: okay, wir arbeiten nicht nur, sondern wir leben auch gemeinschaftlich.
00:14:43: Also große Lebensgemeinschaften, Dörfer, Städte, in denen wir eben genossenschaftlich leben.
00:14:50: Und das ist nicht nur produzieren, sondern zum Beispiel wir arbeiten.
00:14:54: Die Fabriken gehören uns, wir gründen Kooperativgenossenschaften,
00:14:58: Konsumgenossenschaften, die dann Lebensmittel zum Beispiel,
00:15:01: günstig herrschaften, nicht nur günstig, sondern ohne Zwischenmargen.
00:15:05: Direkt bei Hersteller, die Hersteller gründen Genossenschaften,
00:15:10: in denen sie nicht sozusagen wie zum Beispiel so große Unternehmen wie heute Aldi oder große Ketten
00:15:16: Preise diktiert kriegen, sondern sie, die Produzenten,
00:15:19: selber tun sich zusammen, agieren kooperativ und Wohnungswirtschaft,
00:15:24: also eine kooperative Wirtschaft und Gesellschaftsmodelle.
00:15:28: Teil dieser Betriebe entstanden schon damals, auch in Deutschland.
00:15:32: Einer der ersten, bewegen wir in Eilenburg hier in Sachsen.
00:15:35: Zum Beispiel der Konsumgenossenschaft hier in Leipzig.
00:15:37: Deren Vorfahren sind eben genau das.
00:15:39: Deswegen freue ich mich total, wenn ihr wie seht,
00:15:42: dass auch nach der Wende sich das tatsächlich nach erhalten habt.
00:15:45: Aber es ist nicht in der DR entstanden, zu der derzeit, nur das gab es schon davor.
00:15:49: Konsumgenossenschaften waren zum Beispiel so groß,
00:15:52: wirklich im 20. Jahrhundert in Deutschland,
00:15:55: die waren stärker als die klassische Arbeiterbewegung hier in Deutschland.
00:15:59: Und die waren ja ja, und dann über 5 Millionen Mitglieder tatsächlich,
00:16:02: als die Nazis angemacht kamen.
00:16:04: Und als die Nazis angemacht kamen, waren sie die ersten zum Beispiel,
00:16:07: die kaputt gemacht wurden, anders als andere Betriebe.
00:16:11: Auch hier, ne?
00:16:12: Ja, ja, und sie haben ganz viele Dinge gegründet.
00:16:16: Also es ist nicht nur für Konsumgenossenschaften,
00:16:17: sie haben zum Beispiel Schulen gegründet,
00:16:18: damit tatsächlich ihre Kinder zu gute Schulen gehen können.
00:16:21: Sie haben Bibliotheken gegründet.
00:16:23: Sie haben, ne, das ist dann Teil eben,
00:16:25: eine kooperatives Gesellschaft und Wirtschaftsystems.
00:16:28: Ja, das sind auch die Alzeren im Menschen.
00:16:30: Da macht damals so alle Infrastrukturen,
00:16:32: die sie brauchen zum Leben, versucht dann selber aufzubauen.
00:16:35: Die in Kooperativ aufzubauen und dass sie eben mitbestimmen können.
00:16:38: Das ist das Interessante und das superdemokratische Modell da drin,
00:16:41: eben auch, ne?
00:16:43: Mitbestimmen können und weiterbringen können.
00:16:45: Und die Betriebe, die ich dann mir angeschaut habe,
00:16:48: und es interessant ist,
00:16:49: dass sowohl Konsumgenossenschaften als auch Wohnungsgenossenschaften
00:16:55: und der Wissenschaft reden wir vom Vordergenossenschaften noch,
00:16:58: zum Beispiel Landwirtschaftlichen und so weiter,
00:17:00: die waren alle völlig in Ordnung.
00:17:02: Die hat man nicht angegriffen oder so.
00:17:05: Also auch das kapitalische System,
00:17:06: aber auch das sozialische System hat sie nicht angegriffen.
00:17:09: Angegriffen wurden aber in der Tat die Produktivgenossenschaften.
00:17:12: Also die Fabriken, die Unternehmen,
00:17:15: die den Arbeiterinnen selber gehören sollten.
00:17:18: Das war total interessant,
00:17:19: weil es auch das Kern sozusagen Element im Kapitalismus,
00:17:22: als auch interessanterweise im Sozialismus,
00:17:24: so wem gehört das Eigentum sozusagen,
00:17:27: der Ort, wo es produziert wird.
00:17:30: Und man hat dann schon relativ früh bei Produktivgenossenschaften,
00:17:34: beispielsweise unsinnigen Untersuchungen gemacht
00:17:39: und gesagt, die sind gar nicht überlebensfähig.
00:17:43: Es gibt eine Konstruktionsfehler in der Produktivgenossenschaften,
00:17:47: die können gar nicht überlebensfähigern.
00:17:50: Kurze Frage, meinst du gerade auch in den 90er-Jahren?
00:17:52: Im 20. Jahrhundert hat man das gesagt,
00:17:55: in den Wissenschaften und auch Politik.
00:17:57: Und die wurden auch bekämpft.
00:17:59: Sowohl interessanterweise natürlich von großen Unternehmen
00:18:02: als auch interessanterweise von so Ideologen wie
00:18:05: Rosa Luxemburg oder auch Karl Marx und Léhenin.
00:18:08: Warum?
00:18:10: Weil sie natürlich, wenn sie zu dieser Zeit schon
00:18:13: die Arbeiter sehen, wenn es geht, eigentlich auch so.
00:18:16: Also ich kann tatsächlich dieses Fabriken,
00:18:18: der ich arbeite, oder das Unternehmen,
00:18:19: und so was, ich kann selber zusammenkommen
00:18:21: und mit einem Tümer dieses Unternehmens werden.
00:18:23: Dann könnte, das war die Idee damals,
00:18:26: dann könnte ja sie die Revolution verlangsamen.
00:18:29: Ah ja.
00:18:30: Okay, so keine Bremse, das ist ja dann so.
00:18:32: Ich verstehe den Denkannsatz dahinter,
00:18:34: aber interessant, dass dann diese Inseln gar nicht so,
00:18:37: als vielleicht mit dem Prudenzier, was sie haben.
00:18:39: Und dann hat man gesagt, das sind ja falsch,
00:18:40: sozusagen, das ist ein falsches Leben.
00:18:42: Also es gibt kein richtiges Leben im Falschen,
00:18:44: dass zugehörten diese kooperative Genossenschaften.
00:18:47: Und man hat die ganz stark bekämpft interessanterweise,
00:18:50: also auch im Sozialismus.
00:18:52: Und diese Idee ging dann weiter.
00:18:54: Also Nazis haben sie dann ganz heftig bekämpft.
00:18:56: Und zu dieser Zeit gab es gerade sie,
00:18:59: vor allem im Handwerksbereich.
00:19:01: Zu dieser Zeit haben sie gleich nach dem Zweiten Weltkrieg
00:19:04: sehr schnell tatsächlich sich kooperative zusammengetan.
00:19:07: Ich rede jetzt nicht von landwirtschaftlichen Kooperativen,
00:19:09: nicht LPG, sondern PGH,
00:19:11: hier sind sie dann Produktionsgenossenschaften des Handwerks.
00:19:15: Und diese PGHs in Handwerksbereich,
00:19:18: man brauchte ja Handwerksleistungen.
00:19:20: Gleich unmittelbar nach '49 gab es natürlich so vieles aufzubauen.
00:19:25: Und die kleinen Handwerksbetriebe hat man natürlich nicht verboten.
00:19:28: Aber auch da drin waren Handwerksbetriebe,
00:19:30: die sich zusammentagen und in Genossenschaften organisiert waren,
00:19:34: hatten mehr Vorteile.
00:19:36: Also der eine hatte eine Karre, der andere hatte vielleicht andere Handwerk.
00:19:39: Wenn sie sich zusammengetan haben, so drei, vier oder fünf zum Beispiel,
00:19:42: kleinen Unternehmen, einzelne Unternehmen, dann waren sie großer.
00:19:46: Dann konnten sie auch größere Aufträge nehmen.
00:19:48: Dann konnten sie auch bei der Beschaffung zum Beispiel besser beschaffen,
00:19:51: könnten besser einteilen.
00:19:53: Also es waren nicht mal so viele, es machte vielleicht so unter 10% aus,
00:19:58: musste ich noch mal gucken in den Zahlen.
00:20:00: Und die waren aber trotzdem sehr erfolgreich.
00:20:02: Und auch da waren sie interessanterweise Inseln des Kapitalismus.
00:20:06: Im Sozialismus waren sie Inseln des Kapitalismus
00:20:08: und im Kapitalismus sind sie Inseln des Sozialismus.
00:20:11: Das ist total interessant, auch der Widerspruch immer.
00:20:15: Und die meisten Betriebe, die ich dann untersuchen konnte nach der Wendel,
00:20:20: zu der Wendelzeit hat man gesagt, alles ist schlecht,
00:20:23: angefangen natürlich von eigenen Betrieben bis über alles andere,
00:20:26: was im Sozialismus waren, ist schlecht,
00:20:28: dazu gehören natürlich auch die Produktivgenuss zu schaffen.
00:20:31: Es gab sogar Direktiven, die ich dann will in meine Arbeit
00:20:35: wirklich ausfindig machen konnte, politische Direktiven.
00:20:38: PGHs auf jeden Fall privatisieren, also die gibt gar nicht,
00:20:43: ich soll mal gar nicht, und die waren schon so erfolgreich,
00:20:46: dass man in den 70er-Jahren eine Großzeit von ihnen enteignet hat.
00:20:51: Weil im Sozialismus auch so erfolgreich war, das wollte man auch nicht.
00:20:55: Okay, krass.
00:20:56: Total krass.
00:20:57: Und dann nach der Wendel war die Direktive alles plattmachen,
00:21:05: alles ist nicht wirklich so gut, und dann hat man versucht,
00:21:08: auch hier einzugreifen, dass die privatisiert werden.
00:21:13: Und natürlich war für so viele Menschen diese Zeit so,
00:21:17: ja, alles ist ja verloren im Grunde genommen.
00:21:21: Also alles, was sie kennen, was du kennst, was gut ist,
00:21:26: an beruflichen, an wirtschaftlichen, an sozialen,
00:21:29: an sonstige Regeln sind ja von heute auf morgen, zählen sie gar nicht.
00:21:33: So stieß da irgendwie.
00:21:35: Und natürlich war es auch für diese Betriebe ganz schwierig.
00:21:38: Der größte Teil wurde ja auch Volkseigene Betriebe ja über den
00:21:41: Treuhandanstalt privatisiert, zum zweiten, dritten, vierten Mal privatisiert
00:21:45: und verschläucht einfach.
00:21:48: Und ein Teil von ihnen, diese Betriebe war ganz spannend,
00:21:52: dass sie sich irgendwie in diese unsicheren Zeiten dann zusammenhielten,
00:21:56: weil sie haben ja schon, sind geübt, sie haben ja schon mal zusammengehalten
00:21:59: und schon mal sehr gute Sachen dann irgendwie hingekriegt.
00:22:02: Also auch so diese Wendezeit, so diese Transformationzeit zusammenhalten,
00:22:06: ist sozusagen ganz wichtig.
00:22:08: Und sie haben einen Großteil von ihnen, die sich dann tatsächlich bei der Umwandlung entschieden haben,
00:22:14: sie bleiben als Genossenschaften wirklich, weil andere Teile haben,
00:22:18: sie wurden wirklich über das Ohr gehauen, ganz viele vermeintliche Berater aus dem Westen,
00:22:23: die sie dann völlig gegen die Wand gelaufen haben,
00:22:26: und gesagt, so, etwas gibt es bei uns gar nicht, Genossenschaften gibt es nicht
00:22:29: total Unsinn, weil es gibt natürlich auch in Westen Genossenschaften.
00:22:33: Und diejenigen, die sich dann entschieden haben, als Genossenschaften weiterzusextrengen,
00:22:38: auch auch die Rechtsform anzunehmen und sich gar nicht irgendwie so zehnmal,
00:22:42: sozusagen nochmal privatisieren, haben dann tatsächlich überlebt,
00:22:46: und zwar nicht nur überlebt, sondern sehr gut überlebt.
00:22:49: Also in diesen sehr turbulenten Zeiten, was alles kaputt ging, durch die Gegend,
00:22:53: haben sie überlebt.
00:22:54: Und ein Großteil von diesen waren tatsächlich Frauenkooperativ,
00:22:58: die ich mir angeguckt haben.
00:22:59: Viele von diesen Frauenkooperativen waren zum Beispiel in den Friseurentwerk angesiedelt.
00:23:04: Und Friseurentwerk, weil es bietet sich auch natürlich an,
00:23:08: und es gab natürlich auch nach der Wende große Ketten wie Klir,
00:23:12: und was war sich in Visitisen, und die haben aber trotzdem gesagt,
00:23:16: auch wirklich auf ländlichen kleineren Städten und so weiter,
00:23:19: auch hier in Sachsen habe ich eine ganze Menge mir auch angeguckt.
00:23:22: Auch im Baumbereich zum Beispiel, ganz große Kooperativen,
00:23:25: wo auch Frauen leitende Funktionen hatten und tatsächlich auch zusammengehalten haben,
00:23:29: wo sie gesagt haben,
00:23:30: Was EXAKTA ist?
00:23:32: Wir entscheiden uns eben für diesen kooperativen Weg, weil das hat uns auch in der Vergangenheit
00:23:35: ganz viel sozusagen Zusammenhalt gegeben und Sicherheit gegeben.
00:23:39: Und ja gut, dann werden wir alle gemeinsam unseren Gürtel eng schnallen, aber wir lassen
00:23:45: doch nicht unsere Kollegen auf der Straße.
00:23:47: Ja, so, dann machen wir eben gemeinsam weiter.
00:23:50: Und tatsächlich waren eben die Betriebe, die ich mir angeguckt habe, aber auch statistisch
00:23:54: ganz viel, qualitativ und quantitativ, hat ich mir sozusagen die Unternehmen mir angeguckt.
00:24:01: Waren wirklich ziemlich erfolgreich.
00:24:03: Und zwar nicht nur natürlich in dem Friseurhandwerk, sondern in vielen anderen Handwerksbereichen
00:24:08: eben auch.
00:24:09: Also ich bin ganz begeistert, weil ich das Gefühl habe, deine Erzählung stellt einfach
00:24:13: dieser Dominanz gesellschaftlichen Erzählung von in den 90er Jahren, ging es mit der Wirtschaft
00:24:17: im Ostenberg ab, nichts hat Bestand gehabt, der setzt das total was entgegen und ich finde
00:24:23: das irgendwie total schön zu hören.
00:24:24: Aber das Gefühl eigentlich wäre es so toll und wichtig, wenn irgendwie das mehr Leute
00:24:28: wüssten.
00:24:29: Ich würde sagen, ich freue mich auch total, gerade den Konsum hier, Konsum Leipzig, der
00:24:34: sich auch in Halle und in anderen Städten verbreitet.
00:24:37: Das sind so auch andere Marken, also nicht nur Rotcaption hat überlebt und gut, sondern
00:24:44: auch genau diese kooperative Modelle.
00:24:46: Die Kooperative Modelle, die sehr gut überlebt haben, weil da eben diesen auch wirklich ein
00:24:52: sozialer Ansatz mit drin ist.
00:24:54: Also wenn ich zum Beispiel mit den Frauen geredet habe, die auch in diesen stürmischen, unsicheren
00:25:00: Zeiten das gemacht haben, ist war so für mich selber auch nicht nur als Wissenschaftler
00:25:06: in diesem Bereich unterwegs ist, sondern auch als eine migrantisierte Person, die gelesen
00:25:11: wurde, auch immer so, die im Westen wirklich aufgewachsen ist, in Berlin aufgewachsen ist,
00:25:17: in einem Arbeitermilieu aufgewachsen ist, Hilfsarbeiterkind ist, die vieles durchgemacht
00:25:23: hat.
00:25:24: Auch Diskriminierung konnte ich, das gab es auf einmal so einen Schulterschluss, so einen
00:25:29: egal wo ich war und ich war wirklich in Großstädten wie in Kleinstädten.
00:25:33: Ich war drei Jahre wirklich empirisch, war ich unterwegs in den gesamten Ostdeutschen
00:25:37: Raum unterwegs und überall wo ich wirklich ankam, wo sie mich abholten, zum Beispiel
00:25:43: Sonneberg, ähne ich mich noch, ich bin da hingegangen, kam dann aus Marburg, um ein paar
00:25:49: Interviews zu führen und mir die Betriebe anzugucken, Unterlagen von den Betrieben mehr anzugucken,
00:25:54: zu analysieren und so weiter.
00:25:55: Und es waren so spannende Einblicke, ich habe wirklich immer noch, und es muss ich
00:26:01: gucken, dass ich das, diese Interviews habe ich alle immer noch sozusagen, transkribiert,
00:26:06: die ganzen Interviews da waren wirklich 1500 Seiten.
00:26:09: Das könnte für sehr viele Wissenschaftler in anderen Bereichen sicherlich heute sehr
00:26:13: gut sein.
00:26:14: Aber so dieses, was ich meine, ist so dieses Menschliche, also ich wurde abgeholt und
00:26:19: das waren, ich war vielleicht für drei Tage eigentlich, hatte ich geplant, mein Aufenthalt
00:26:23: dort, aus den drei Tagen wurden wirklich sechs Tage und ich blieb weiter da und ich hatte,
00:26:28: ich erfuhr, eine Gastfreundschaft da, ein Willkommen und als ein, da sitzen das eben
00:26:34: wie dieser Kaffee eben hier, den, den sie hatten mit mir zu teilen und das rührte
00:26:39: mich sehr und das war so tolle Geschichten eben auch so dieses, wie stolz diese Menschen
00:26:45: waren in diesen engen Zeiten, was sie alles miteinander geteilt haben und sie waren
00:26:49: auch glücklich.
00:26:50: Ja, wenn wir diesen politischen Unfreilheit sozusagen daraus nehmen würden, war das
00:26:56: eine ganz normales und ein gutes Leben für viele, ein gutes Lebens für viele und es
00:27:02: war nicht immer ständig ein heftiges sozusagen Widerstand, auch das, auch in den Milieus,
00:27:08: wenn über Kunst, Kultur und andere Dinge geredet wurde.
00:27:11: Ja, es war ein furchtbares, unfreies System, politisch unfreies System, ganz viele, die
00:27:17: politisch aktiv waren, wurden festgehalten, kamen eben tatsächlich, weil sie die eben
00:27:22: nicht zustimmten, wissen wir, wo sie überall hinkamen, dass sie jahrzehntelang tatsächlich
00:27:28: ihre Freiheit entsorgen wurden, in Knesten kamen, viele einfach auch Menschen, wenn sie
00:27:33: geglaubt haben und so weit, also anders denkende wurden eben dort nicht akzeptiert, kein Thema.
00:27:38: Trotzdem gab es auch darunter nicht trotzdem, sondern das gab es, aber es gab auch was
00:27:42: anderes noch.
00:27:43: Ja, es gab auch was anderes noch.
00:27:45: Und dieses "was anderes" hatte ich das Gefühl, dass es nach der Wende für Tausende und für
00:27:52: Millionen von Menschen gar nicht als etwas Wichtiges gesehen wurde, dass sie auch Dinge
00:27:58: erfunden hatten, dass sie Themen nach vorne gebracht hatten, dass es ein soziales Zusammenhalt
00:28:03: eben auch gab, dass es auch beruflich und auch wirtschaftlich natürlich viele Dinge
00:28:09: hatten, als Gesellschaft wurde das gar nicht gesehen.
00:28:13: Und auf individueller Ebene war das wirklich so dieses Gefühl, egal was du mitbringst,
00:28:21: egal was du hast, zählt gar nicht.
00:28:23: Zählt gar nicht, schmeißt weg.
00:28:25: Und am allermeisten muss ich sagen, weil ich eben neben einem wissenschaftlichen, perspektiven,
00:28:32: menschdeckender und agierender Mensch bin natürlich so die Überheblichkeit teilweise
00:28:36: auch wirklich von Westen, angefangen von vermissteren Bewegungen überall.
00:28:40: Also auch das so, was Frauen hier zum Beispiel an Rechte hatten, Errungen hatten, wie selbstverständlich
00:28:47: es war, dass Frauen am Arbeitsmarkt waren, wie selbstverständlich das war, dass sie sowohl
00:28:51: Mutter sein konnten als auch erfolgreiche Frau.
00:28:54: Das alles wurde gar nicht.
00:28:57: Ich fahre immer von Freunden von mir und ich lebe seit langem im Osten so, wenn wir
00:29:01: witzeln, dann sagen, ja ja, und dann kam noch die Gruppe von Westen, von wösslich vermissen,
00:29:09: die dann meinten, sie müssen uns jetzt über Femismus aufklären da und sagen dann damit
00:29:13: ihren Link so und wie lustig war das denn?
00:29:16: Wir haben uns einfach gekehrt und gesagt so, was ist das für eine Überheblichkeit?
00:29:21: Was ist das für eine Überheblichkeit?
00:29:23: So dieses Nicht-ich-kommen-hin und ich beobachte, ich gucke, was lerne ich, was kann ich von
00:29:28: dir lernen?
00:29:29: Was kann es mir geben?
00:29:30: So dann komm dahin und sag dir was, wie es lang geht.
00:29:34: Also sehr schade und jetzt erst merken wir, wie viel wir auch da zur Wenderzeit kaputt
00:29:40: gemacht haben.
00:29:41: Auch an gute Ansätze, sehr gute Ansätze, die wir auch da hatten.
00:29:44: Ja, ich habe mich gerade auch gefragt, weil du jetzt einmal auch von so Gastfrahnschaften
00:29:49: und Solidarität erfahrend bist, als du da warst.
00:29:51: Ich habe mich gefragt, weißt du, ob damals die Kooperativen in den 90er Jahren, ob es
00:29:56: irgendwie da zwischen ehemaligen Vertragsarbeiter in dir auch vor viel Unsicherheit standen,
00:30:00: also so Wohnheimen haben geschlossen, oft haben wir auch eure Arbeitsplätze fahren
00:30:03: und zwar ist es unklar, können wir in Deutschland bleiben oder nicht.
00:30:06: Gab es da auch so Solidaritäten innerhalb dieser Kooperativen?
00:30:09: Leider nicht.
00:30:10: Also das habe ich gar nicht erfahren.
00:30:12: Das muss man sagen, das ist doch mal ein ganz bitterer Kapitel.
00:30:16: Also die Vertragsarbeiter und Arbeitare, das war völlig anders sozusagen geplant.
00:30:22: Die wurden natürlich irgendwie zu der Zeit noch geholt.
00:30:25: Meinerseits, weil sie auch da war, dass die Kräfte brauchten, das stimmt.
00:30:28: Auf der anderen Seite eben war ja auch so ein bisschen ideologisch über ein Projekt
00:30:34: beziehungsweise Idee, dass man aus dem sozialischen Brüderländer Leute bringt und sie so sozialisch
00:30:42: erzieht und natürlich so ein bisschen Entwicklungspolitik mitgibt und dann wieder zurück schickt.
00:30:47: Also da war überhaupt nicht die Idee, dass sind Menschen, die hier hinkommen und die
00:30:51: hier arbeiten und hier bleiben.
00:30:53: Sondern es war so auch das Parteienweise überheblich.
00:30:57: Hier man bringt sie, man gibt ihnen sozusagen Technik, aber auch politische und andere Dinge
00:31:02: entwickelt sie und schickt sie dann Zeug.
00:31:04: Egal ob sie aus Vietnam, aus Angola, aus Mozambik, aus Kuba usw.
00:31:09: Das war schon sehr eng aus dieser Schulterschluss, sozialistische Brüderchaft entstanden.
00:31:16: Und diese Menschen hatten ganz wenig Rechte hier natürlich.
00:31:21: Und darüber hinaus war die Unterbringung zum Beispiel eben diese Menschen auch in Wohnheimen,
00:31:28: die nicht wirklich in der Stadtgesellschaft waren, sondern eher außerhalb, eher abgesortet,
00:31:35: eher dass sie nicht wirklich im Kontakt hatten.
00:31:38: Weil ganz viele Frauen zum Beispiel, sie durften keine Beziehung mit Menschen hier in der
00:31:43: Gesellschaft haben, auch keine Liebesbeziehung, auch untereinander nicht.
00:31:47: Frauen durften zum Beispiel nicht schwanger werden, wenn Frauen schwanger waren, wurden
00:31:50: sie zurückgeschickt.
00:31:51: Also das ist schon sehr hart, sehr einkriff in die individuelle Freiheit, in dein Menschsein.
00:31:59: Das war nicht wirklich in diesem Sinne die Freiheit des Individuen steht im Mittelpunkt.
00:32:05: Das war das eben auch nicht.
00:32:06: Und zu der Wendezeit oder an Großteils zum Beispiel von erarbeiteten Löhnen von diesen
00:32:13: Arbeiter und Arbeiterinnen, wurden behalten von der Stadt selber und wurden nicht ausgezahlt.
00:32:19: Und die sollten, wenn sie zurückgehen, dann dem Staat gegeben werden.
00:32:23: Das meine ich mit dem auch Entwicklungspolitik, also Entwicklungshilfe gedacht.
00:32:28: Und dann sollen sie da, das bleibt ja bei ganz vielen bis heute noch aus.
00:32:32: Und nach der Wende spielten natürlich wir auch, heute spielten diese Menschen überhaupt
00:32:40: keine Rolle.
00:32:41: Im Gegenteil, den größten Teil schickte man zurück, weil man wollte ja sozusagen ein
00:32:45: vereinigtes Deutschland haben.
00:32:47: Und in Deutschland ging es gar nicht um die Gastarbeiter bzw. um die Vertragsarbeiter,
00:32:53: sondern das Wichtigste war und es war ihnen sozusagen aussichtig gestellt, dass sie hier
00:32:58: nur bleiben können, wenn sie Transferleistungen nicht beziehen vom Staat.
00:33:02: Das ist unglaublich, jahrelang da arbeiten, aber du darfst keine Transferleistung fahren.
00:33:08: Deswegen führt es eben dazu, Aufenthalt kriegst du nur hier, wenn du vom Staat kein Geld kriegst.
00:33:15: Das heißt, dass ganz, ganz viele Menschen dazu gedrängt wurden, sich selbstständig zu
00:33:20: machen.
00:33:21: Deswegen so unglaublich viele kleine Imbisse, die sich da was gründeten.
00:33:24: Und wirklich sieben Tage, zwölf, dreizehn Stunden am Tag arbeiten, um überhaupt einen
00:33:30: eigenen Lebensunterhalt zu verdienen, um die das der Kinder, damit sie überhaupt hier
00:33:35: bleiben dürfen und Aufenthalt kriegen dürfen.
00:33:38: Und ein anderer Teil wurden einfach zurückgeschickt.
00:33:41: Die Verträge wurden aufgelöst, DDR gab es ja nicht mehr.
00:33:44: Also auch keine Verbundenheit sozusagen als Nachfolgestart an diese Verträge und ein
00:33:49: Großteil von ihnen wurde tatsächlich auch zurückgeschickt in den Herkunftsländer und
00:33:55: zwar ohne Abfindungen, ohne Rechte und so weiter.
00:33:58: In diesen Kooperativen selber, das wie gesagt, ich habe keine Untersuchungen über landwirtschaftliche
00:34:03: Kooperativen gemacht, wie weiß sie tatsächlich da integriert waren.
00:34:07: Aber in diesen Handwerkkooperativen waren kaum welche drin, also gar nicht.
00:34:11: Und das hat aber, weil der Staat regulierte ja das.
00:34:14: Die wurden geholt und die durften nur in bestimmten volkseigenden Betriebe arbeiten,
00:34:19: nicht in den Kooperativen.
00:34:20: Die Kooperativen waren eher freie.
00:34:23: Also die waren ja nicht vom Staat dominiert bestimmt.
00:34:26: Der Staat hatte rechtliche Rahmen gestellt, aber er durfte nicht reinreden, wenn sie einstellen
00:34:31: und wenn sie nicht einstellen.
00:34:33: Und jemand, den sie zum Beispiel aus Vietnam hierhin geholt haben, der durfte nicht in
00:34:37: den Kooperativen arbeiten.
00:34:38: Das gab gar nicht.
00:34:39: Okay, ja.
00:34:40: Das erklärt für mich voll.
00:34:42: Warum auch in der Untersuchung?
00:34:43: Du dann wenig Perspektiven auch von jemalsigen Vertragsarbeiter, einem Teil davon waren,
00:34:48: diesen PGHs.
00:34:49: Ja, du hast auch schon angesprochen, dass du das Gefühl hast, in diesen Krisenzeiten
00:34:54: hat vor allem dieses Zusammenstehen und Solidarischsein Menschen auch durch die Zeit begleitet.
00:34:59: Ich habe mich gefragt, was können wir von diesen Kooperativen lernen, die du untersucht
00:35:03: hast, wenn wir heute auf die Transformation der Wirtschaft schauen.
00:35:06: Also der Hintergrund ist ja schon auch zumindest so dominanzgesellschaftlich, wenn wir von
00:35:10: einer ökonomischen Krise gesprochen haben, in der wir gerade stecken.
00:35:12: Die größtostrukturelle Krise seit Ende des Zweiten Weltkriegs mit Automobilindustrie
00:35:17: in der Krise und viele Menschen können mit der Inflation ja auch einfach für sich viel
00:35:20: weniger leisten, Wohnungspreisigen in die Höhe.
00:35:23: Also ich glaube, das ist ja irgendwie so ein ganzes Krisenfeld, was ich gerade auftut.
00:35:26: Und ich frage mich, können wir was mit diesen Kooperativen lernen für die nächsten Jahre,
00:35:30: indem wir versuchen durch die Zeit zu kommen und zu überleben?
00:35:32: Ja unbedingt, ich glaube schon, das waren immer interessanterweise die Zeit von Krisen,
00:35:38: ökonomischen, politischen und auch anderen Kindern, waren immer sozusagen Zeiten auch
00:35:42: für sich tatsächlich eben gemeinschaftlich kooperativen Wege.
00:35:46: Also so um zu schließen, kooperative Wege zu finden.
00:35:50: Zum Beispiel waren die Finanzkrisen vor 30 Jahren, vor 40 Jahren teilweise eben auch,
00:35:58: wenn man jetzt nicht alle Argentinien denkt, oder weil das ganze gesamte Wirtschaftssystem
00:36:02: fast zusammengebrochen, Finanzsystem zusammengebrochen.
00:36:05: In diesen unglaublichen Krisen, hohen Inflationsraten usw. waren kooperative Zusammenflüsse aus
00:36:11: dem Alltag von vor allem Frauen, auch interessanterweise, haben den Weg aus der Krise wieder rausgefunden.
00:36:18: Und in den Finanzkrisen, die wir vor ungefähr 20 Jahren wieder erlebten, auch oder 15 Jahren
00:36:23: nochmal, an einem größeren, auch Starwand zum Beispiel, die kooperative Banken, Genossenschaftsbanken,
00:36:31: weltweit diejenigen, die auch nicht mal mit einem Nasenblutten davon kamen.
00:36:37: Also das heißt, was in diesem Modell so spannend ist, ist, dass nicht das Kapital im Mittelpunkt steht,
00:36:43: sondern der Mensch.
00:36:44: Ja, der Mensch steht im Mittelpunkt.
00:36:45: Kapital hat einen dienende Funktion.
00:36:48: Also und weil das auch sozusagen demokratisch konstruiert ist, das Modell, egal ob wir als
00:36:55: zum Beispiel im Finanzsektor gibt es natürlich auch kooperative Banken, Genossenschaftsbanken,
00:37:00: nicht nur GLS Bank, die relativ neu ist, aber die ist super, die auch zum Beispiel soziale
00:37:05: Nachhaltigkeit und andere, sondern die Volksbanken sind zum Beispiel klassische Genossenschaftsbanken.
00:37:10: EG, eingetragene Genossenschaft, genau.
00:37:15: Alles was hinten ein EG hat, ein kleines E-großes G ist eingetragene Genossenschaft.
00:37:19: Aber auch nicht nur als eingetragenen Genossenschaften gibt es eben auch Modelle, indem sie GmbH oder
00:37:25: andere Rechtsformen, Mantel nehmen, wo sie abraten, weil das Recht das genau nicht schützt.
00:37:31: Die Genossenschaftsrecht schützt auch genau diese Form.
00:37:34: Und dieses Modell ist ganz interessant und auch hier in Zeiten von Krisen, nach wie vor
00:37:40: bin ich da überzeugt, dass das wirklich eine bessere Alternative ist.
00:37:44: Also diese kooperatives Arbeiten und Lebenmodelle.
00:37:49: Was jede von uns allein einfach sicherlich spannende Sachen entwickeln können, aber wenn
00:37:56: wir die Köpfe zusammenstecken, dass das also viel mehr Möglichkeiten bringt, allein das
00:38:02: Zusammenkommen, dass die Diskussion viel mehr neue Ideen entstehen können.
00:38:07: Das ist kein additive Modell.
00:38:09: Und gerade in Europa und auch in Deutschland, auch mit diesem demografischen Wandel, politische
00:38:15: Krisen, ökonomische Krisen, immer älter werdende Bevölkerung, du kannst dein ganze
00:38:21: Leben lang arbeiten und wenn du nicht mehr arbeitest, bist du komplett isoliert, gerade
00:38:25: in Großstädten.
00:38:26: Du lebst und stirbst allein.
00:38:29: Also es ist, wenn ich dann gucke in der Straße, wo ich wohne, wie viele ältere Menschen da
00:38:33: gibt und wie vereinzelt einfach jeder von denen ist, ist katastrophal.
00:38:39: Keine soziale Interaktion mehr mit gemeinsam.
00:38:42: Und das sind genau im Modell, im Wohn- und Arbeitsmodell beispielsweise, in kooperative
00:38:47: Art.
00:38:48: Ja, wenn der Mensch nicht mehr sozusagen wie den Mark, wie dem Kapital interessant ist,
00:38:53: dann der abgeschrieben wird, sondern als Mensch, als Wert noch da ist, mit dem ich interagieren
00:38:58: kann, lernen kann, trotzdem Teil der Gesellschaft sein kann.
00:39:02: Und das können wir nur, wenn wir in diesem System auch in alternativen Denken und auch
00:39:07: das tatsächlich entwickeln.
00:39:08: Ja, ich bin ganz gespannt, ich habe das Gefühl auch gerade mit so Blick auf die aktuell,
00:39:13: also auch so autoritäreren Tendenzen und auch Regierungen, die ja mehr und mehr an die
00:39:17: Macht kommen, dass ich schon das Gefühl habe, auch so ist braucht, auch verdammt für ja
00:39:21: Zeit und Energie, um so kooperativ aufzubauen.
00:39:23: Also ich bin ganz gespannt, also wenn du jetzt gerade finde ich so optimistisches Bild auch
00:39:27: malst.
00:39:28: Aber ich dachte gerade nochmal, ah, so ein kleiner Zweifel kann man mir auch von, hu,
00:39:32: also wenn ich gerade mit meinem Umfeld angucke, habe ich das Gefühl, viele Menschen haben
00:39:35: eigentlich kaum Energiekapazitäten, auch sich auf so langwierige Prozesse einzulassen.
00:39:40: Ja, ich glaube, ich möchte jetzt nicht philosophisch wieder herkommen.
00:39:46: Aber also wenn wir uns irgendwie einen Weg auf den Weg machen und schauen, der Berg ist
00:39:51: wirklich sehr groß, dann hatten wir vielleicht Angst davor.
00:39:53: Aber wenn wir nicht irgendwie dahin gucken, sondern wir laufen, die Fahre sind ganz wichtig,
00:39:58: wem wir laufen, ist ja ganz wichtig.
00:40:00: Dass wir ein Stück für Stück ganz vieles auch erreichen können.
00:40:04: Also im Übrigen ist es nicht so wahnsinnig kompliziert zum Beispiel kooperative Modelle
00:40:08: zu werden.
00:40:09: Also gar nicht.
00:40:10: Auch hier in Sachsen gibt es schöne Modelle im Bereich Wohnen, im Bereich im Konsumieren,
00:40:15: im Bereich Dienstleistungen.
00:40:16: Da schließt man sich an oder man geht tatsächlich gemeinsam und sagt, also welche Alternative
00:40:22: gibt es?
00:40:23: Also welche Alternative gibt es?
00:40:25: Immer so weiter.
00:40:26: Und auch so ist es ja auch ehrlich gesagt so ein bisschen, wenn wir gucken, wie viel
00:40:30: Zeit wir in den Schuldigen betreiben, bevor die blöden Hände verbringen, wir meinen,
00:40:35: wie viele sozialen Medien wir unterwegs sein müssen ständig, also wie viel Zeit wir nathöten.
00:40:40: Und wenn wir diese Zeit schön investieren, in beispielsweise mit anderen Menschen, die
00:40:48: auch interessant zum Beispiel an solchen Gemeinschaften arbeiten, dann denke ich schon, dass man eine
00:40:53: ganze Menge gemeinsam erreichen kann.
00:40:55: Es ist keine große Energie.
00:40:57: Das ist ein Trugschluss zu sagen, das braucht aber ganz viel noch mal und so weiter.
00:41:02: Wir haben nur die 24 Stunden davon, schlafen wir mindestens acht Stunden oder sieben
00:41:06: Stunden und dann sagen wir, ist der Rest, dann muss ich vielleicht erstmal für mein Existenz
00:41:10: und so viel denken.
00:41:11: Aber den Rest ist in mein Hand, wie ich das tatsächlich investiere.
00:41:16: Das kann man schon machen.
00:41:18: Ich glaube, da will ich dahinter und keine Angst haben.
00:41:21: Also auch nicht aufgeben, das war für mich in meinem Leben sowieso eine Alternative, überhaupt
00:41:26: keine Option aufzugehen.
00:41:28: Aber ein Neuer Weg gehen und wenn man geht und sagt, das ist nicht wirklich jetzt gut
00:41:33: und dann schauen, was wir daraus neu machen, aber nichts stillstehen und da abwarten wir
00:41:38: es, Dinge um uns und über uns entschieden werden.
00:41:42: Ja, danke.
00:41:43: Ich mag jetzt gleich die Ausblicks- und letzte Frage stellen.
00:41:47: Die Frage eigentlich ist davor, möchtest du noch etwas loswerden?
00:41:50: In den letzten Jahren sind wir relativ, hatten wir das Gefühl, dass wir in der Gesellschaft,
00:41:56: in den Diskursen ein bisschen weitergegangen sind, indem wir uns in zwei, drei Bereichen
00:42:02: geöffnet haben.
00:42:03: Das eine ist tatsächlich so einen Diskurs, auch gerade bei ganz vielen jüngeren Menschen,
00:42:07: nämlich immer freut zu sehen, dass sie so selbstverständlich vielfaltdiversität als
00:42:13: normal sehen.
00:42:14: Themen wie eben auch innerhalb dieser Diversität auch für Missstätigungen, auch junge Menschen,
00:42:19: das tatsächlich sehen, als gesellschaftlich sozusagen irgendwo hinzukommen wie allen,
00:42:26: nicht nur Frauen, sondern allen Menschen tatsächlich eben gut kommt.
00:42:30: Und gleichzeitig auch so eben ein terroristischer Diskurs, dass wir endlich eingesehen haben,
00:42:37: dass wir eben rundherum ein Einwanderungsgesellschaft sind, was wir ein Gesellschaft sind und auch
00:42:42: wie wir auch angewiesen sind, weil eben demografische Wandel eben aber auch globale, sozusagen Klimakrisen
00:42:48: eben auch.
00:42:49: Es wird immer Migration geben, immer.
00:42:51: Noch nie haben wir eine andere Situation gehabt in der Menschheitsgeschichte und auch heute
00:42:56: wird es nicht anders sein, aber das als normal zu akzeptieren.
00:42:59: Migration ist normal, egal wo, egal wie.
00:43:02: Mittlerweile haben wir aber so Diskurse, die dann wirklich wieder sehr populistisch und
00:43:07: sehr rückwärtsgewandt sind.
00:43:09: Und das macht mir teilweise Angst und das macht mir nicht nur teilweise Angst, sondern
00:43:15: dass Bedenken auch groß sind und sagen, wie fragil sind manchmal eben Freiheiten, wie
00:43:21: fragil sind Freiheitsrechte, wie fragil sind eben Räume, die wir schon mal gewonnen haben,
00:43:27: Kämpfe, die wir schon mal gewonnen haben, dass sie relativ schnell tatsächlich auch,
00:43:32: ja, davon fliehen einfach.
00:43:35: Und das ist nicht nur für die Bereiche, in denen ich unterwegs bin, Migration, Feminismus
00:43:39: und intersectionelle sozusagen Kontext, sondern eben auch gerade auch solchen alternativ
00:43:45: ökonomischen Modelle, vielfältige sozusagen Modelle.
00:43:48: Und das zeigt mir aber auch manchmal, dass es wichtig ist, dass wir innehalten müssen
00:43:53: und das Thema, was heißt eigentlich Solidarität, was heißt sich sich verbinden mit anderer,
00:43:58: sozusagen, was heißt Privilegien, weiß ich zu sagen Klar sein und Privilegien teilen,
00:44:04: dass das eben nicht etwas ist, was man abgibt.
00:44:07: Freiheiten gibt man nicht ab, sondern Freiheiten teilt man, damit es noch mehr wird.
00:44:11: Das einzige Wert auf der Welt, auf die man durch Teilung noch mehr wird.
00:44:15: Und das ist sozusagen mein Appell, da tatsächlich gemeinsam zu gucken, was für eine Gesellschaft
00:44:20: wollen wir und wofür stehen wir und tatsächlich immer aktiv, egal in eigenen vier Wänden,
00:44:26: aber auch in Umfeld und darüber hinaus eben zu gucken, dass dieses Wert an sich wirklich
00:44:33: toll ist und dass wir für dieses Freiheit und Freiheitsrechte und frei, ja, sich total
00:44:41: lohnt zu kämpfen.
00:44:42: Das ist die perfekte Überleitung zu der visionären Abschlussfrage, die ich allen Leuten stelle,
00:44:48: die mit mir hier im Studio sind.
00:44:50: Und zwar frage ich mich oder frage ich dich, woher gesagt.
00:44:54: Wenn wir uns in einer Welt wieder treffen, in der rassistische und sexistische Strukturen
00:44:57: abgeschafft sind und kooperative ökonomische Modelle nicht mehr so abgewertet werden,
00:45:03: sag ich mal, oder in Fragen gestellt werden und alle Zugang zu dem hätten, was sie brauchen.
00:45:08: Wie sieht da dein Alltag aus, Denan?
00:45:11: Und wie wird diese Welt sein?
00:45:13: Oh, total toll.
00:45:15: Also ich stehe morgens auf und lebe in einem total schönen, es kann Hof sein, aber es
00:45:23: kann eben ein gemeinschaftliches sozusagen errichtetes, genossenschaftliches Wohnen sein,
00:45:29: nicht sehr hoch, sehr viel Licht.
00:45:31: Und ich gehe in die Gemeinschaftsküche, in dem schon andere Mitglieder der Kooperative
00:45:38: da sind und Frühstück können.
00:45:40: Ich setze mich dazu, dass es eine tolle Atmosphäre und wir reden über das gemeinschaftliche,
00:45:46: sozusagen, was wir jetzt irgendwie im Herbst noch alles sammeln können und wohin wir gemeinsam
00:45:51: sozusagen was wir damit machen können.
00:45:53: Und freut mich total mit einer Gruppe dann irgendwie in ländlichen Regionen zu gehen,
00:45:58: wird was anzubauen, nächsten Tag irgendwie etwas dann auf dem Markt die Gemeinschaft zu
00:46:03: vermarkten bzw. zu verkaufen und ja, und ein gemeinschaftliches sozusagen Liederarm zu
00:46:10: machen, das würde glaube ich mein Alltag aussehen.
00:46:14: Schön, vielen, vielen Dank.
00:46:16: Danke dir.
00:46:17: Das war's für heute.
00:46:23: Dieser Podcast ist eine Kooperation zwischen dem Konzeptwerk "Neue Ökonomie" in Leipzig
00:46:29: und dem Kollektivperiskop in Wien.
00:46:32: Gefördert werden wir über das Erasmus+-Programm der EU.
00:46:36: Wenn ihr uns unterstützen möchtet, hinterlasst uns gerne eine positive Bewertung, abonniert
00:46:41: die Kehrwerkstatt auf Instagram und empfehlt den Podcast weiter.
00:46:46: Wir freuen uns auch immer über Post, Sprachnachrichten und Inspiration an.
00:46:51: Podcast@Kollektiv-Periskop.org.
00:46:54: Bis zur nächsten Folge.
00:46:57: Danke für nichts.
00:46:59: Kein Ding.
00:46:59: [Musik]
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