Acker vergesellschaften!

Shownotes

Einladung: Am 31. Januar werden wir zum ersten Mal einen live Podcast aufnehmen, und zwar im Ost-Passage Theater in Leipzig. Alle weiteren Informationen findet ihr hier

Heute springen wir noch einmal zurück zur Bayern Vergesellschaftungskonferenz, die von 29. November bis 01.Dezember 2024 in Nürnberg stattgefunden hat. In unserer letzten Folge haben wir schon mit dem Stadtkanalverein gesprochen, der sich ganz konkret für eine Transformation von versiegelten Straßen zu Lebensraum einsetzt. Heute sprechen wir mit einer zweiten Initiative, dem Ackersyndikat. Das Ackersyndikat ist ein dezentraler Solidarverbund von selbstorganisierten Höfen. Es sorgt dafür, dass landwirtschaftliche Flächen immer den Menschen gehören, die sie ökologisch verantwortlich bewirtschaften und nutzen. Was das genau heißt, erzählt uns Johanna Vordemfelde im Interview. Zudem haben wir den Juristen Georg Freiß gefragt, was sich rechtlich hinter dem Vergesellschaftungsartikel im deutschen Grundgesetz (Art. 15 GG) verbirgt. Es wird also spannend!

Kurzer Nachtrag: In der Folge haben wir gesagt, dass der Hofverein den landwirtschaftlichen Betrieb anstellt, aber eigentlich müsste es heißen: der Hofverein verpachtet die landwirtschaftlichen Flächen an den landwirtschaftlichen Betrieb.

Für Feedback schreibt uns gerne an: podcast@kollektiv-periskop.org

Weitere Informationen:

Ackersyndikat

Vergesellschaftungskonferenz Bayern

Vergesellschaftungskonferenz Brandenburg

Agroforst Jetzt!

Access to Land

BioBoden

Common Ecologies

commoning space network

Emanzipatorisches Landwirtschaftsnetzwerk ELAN

FAU Grüne Gewerke

Kulturland Genossenschaft

Netzwerk Landwirtschaft ist Gemeingut

Netzwerk Ökonomischer Wandel

Zugang zu Land Netzwerk

Moderator*in: Maxi Ziegler Musik: Theresa Seits

Von der Europäischen Union finanziert. Die geäußerten Ansichten und Meinungen entsprechen jedoch ausschließlich denen des Autors/der Autorin bzw. der Autor*innen und spiegeln nicht zwingend die der Europäischen Union oder der Europäischen Exekutivagentur für Bildung und Kultur (EACEA) wider. Weder die Europäische Union noch die EACEA können dafür verantwortlich gemacht werden. © 2025. This work is openly licensed via CC BY-NC 4.0 DEED

Transkript anzeigen

00:00:00: Kein Ding, der feministische Podcast zu Kehr und Sorgegerechtigkeit.

00:00:09: Heute mit Johanna vor dem Felde vom Acker Syndikat und dem Juristen Georg Freis.

00:00:25: In dieser Folge geht es um die rechtlichen Grundlagen der Vergesellschaftung in Deutschland und die

00:00:36: konkrete Arbeit und Vision des Acker Syndikats. Bevor es losgeht, kommt hier noch eine Einladung.

00:00:47: Nächstes Wochenende am 31. Januar moderieren Chris vom Konzeptwerk Neue Ökonomie in Leipzig und ich

00:00:56: von der Kehrwerkstadt in Wien unseren ersten gemeinsamen Live-Podcast. Wir freuen uns total

00:01:02: das Vertreter*innen der Poly Clinic Leipzig, der Initiative "Eis sie für alle" und eine

00:01:08: Aktivistin von OPEA Repair dabei sein werden, um mit uns die Wege in eine sorgende Stadt zu

00:01:14: erkunden. Ihr seid alle ganz herzlich dazu eingeladen und die Veranstaltung ist kostenlos.

00:01:20: Da es aber begrenzte Sitzplätze gibt, könnt ihr entweder pünktlich zum Einlass um 19 Uhr da sein

00:01:26: oder im Vorfeld auf der Website des Ostpassage Theaters Leipzig Plätze reservieren. Den Link dazu

00:01:34: packe ich euch in die Show Notes und wir freuen uns sehr, wenn ihr kommt. Heute springen wir noch einmal

00:01:45: zurück zur Vergesellschaftungskonferenz in Bayern, die vom 29. November bis 1. Dezember in Nürnberg

00:01:52: stattgefunden hat. In unserer letzten Folge haben wir schon mit dem Stadtkanalverein gesprochen,

00:01:57: den wir vor Ort getroffen haben und der sich konkret für eine Transformation von versiegelten

00:02:03: Straßen einsetzt. Auf der Konferenz haben wir aber auch eine zweite Initiative kennengelernt,

00:02:09: das Ackersündikat. Und das Ackersündikat ist ein dezentraler Solidarverbund von selbstorganisierten

00:02:16: Höfen. Es sorgt dafür, dass landwirtschaftliche Flächen immer den Menschen gehören, die sie

00:02:22: ökologisch verantwortlich bewirtschaften und nutzen. Was das genau heißt und was sich rechtlich

00:02:28: hintert im Artikel 15 im Deutschen Grundgesetz verbirgt, erfahrt ihr in dieser Folge. Ja, wir

00:02:35: sind jetzt hier am dritten und letzten Tag der Vergesellschaftungskonferenz Bayern in Nürnberg.

00:02:40: Ich sitze jetzt hier mit Johanna vom Ackersündikat und wir waren gestern schon gemeinsam im Workshop

00:02:46: oder ich durfte an deinem Workshop teilnehmen. Kannst du dich vielleicht einmal kurz vorstellen

00:02:52: und dann erzählen, was das Ackersündikat macht oder was das ist? Okay, hi, danke, dass ich hier sein darf.

00:03:00: Und mein Name ist Johanna vor dem Feld. Ich bin ehrenamtlich beim Ackersündikat e.V. organisiert.

00:03:06: Genau das Ackersündikat, wir sind ein Verein und unser Ziel ist es eigentlich Fläche,

00:03:12: landwirtschaftliche Fläche aus dem Kapitalmarkt rauszunehmen und auf unabsehbare Zeit unverkäuflich

00:03:18: zu machen und das an bestimmte Kriterien zu binden, wie dort Gemüse angebaut werden soll,

00:03:24: wie dort geackert wird, wie dort sozial mit Menschen umgegangen wird. Wir machen das nach der

00:03:28: Logik des Mietsäusinnikats, was es schon einfach 30 Jahre lang gibt und die haben auch sehr viel

00:03:35: Erfahrung mit diesem Modell, mit dem wir arbeiten. Dabei geht es darum, dass Häuser vor einem Hausprojekt

00:03:40: in eine Vereinstruktur übergeführt werden und durch Direktkreditgeber*innen eigentlich

00:03:47: finanziert werden. Das heißt, am Ende unser Ziel ist es, dass es keine Bank im Nacken gibt, die

00:03:53: das Haus oder in unserem Fall eben den Acker und die Hofstelle kauft oder mit deren Geld wird

00:03:58: es kaufen, sondern es geht darum, dass wir durch eine Umfeldfinanzierung durch Direktkreditgeber*innen

00:04:03: eigentlich das Geld, was für die Hofstelle, für die Länder*in gebraucht wird, zusammenbekommen.

00:04:09: Der Vorteil im Ackersündikat ist und warum es einfach voll cool ist, wenn viele Hofvereine

00:04:15: darin organisiert sind, ist eben dieses Netzwerk an Direktkreditgeber*innen. Das heißt, wir haben

00:04:20: Kontakte zu diesen Menschen, wir bauen die auf, wir haben auch eine Plattform um Hofprojekte,

00:04:25: die zum Beispiel eine Finanzierung brauchen, zu bewerben und zu gucken, hey, wo gibt es Leute,

00:04:30: die hätten Bock, irgendwie zu investieren und Direktkredite gehen los ab 500 Euro, dass man

00:04:36: sagen kann, gut, ich möchte bei dem Hofverein, der bei mir im Dorf gerade volles coole soziale

00:04:43: Projekt aufzieht, möchte ich irgendwie meine 500 Euro investieren und dann gibt es auch eine Rendite

00:04:47: von 0 bis 3 Prozent, dass man sozusagen auch zum Sparen eigentlich benutzen kann, wie eine richtige

00:04:53: Investition von Geld. Was hat euch denn dazu inspiriert, so die Idee des Mietshäusersindikats oder

00:05:00: der Habitatprojekt in Österreich auf landwirtschaftliche Betriebe zu übertragen? Ja, ein großes Thema ist

00:05:07: einfach dieses, wie werden Höfe übergeben und weiß nicht genau, wie es in Österreich ist, aber

00:05:12: hier in Deutschland ist eben ein großes Problem, dass Höfe einfach, ja, die werden in Familien

00:05:17: eigentlich traditionell übergeben von Generation zu Generation und dann ist halt die Hofstelle und

00:05:22: die Flächen, die ja eigentlich ja auf dem Kapitalmarkt einen monetären Gegenwert haben, die werden

00:05:28: quasi einfach vererbt, also im Grunde verschenkt, das heißt, niemand muss dafür Geld bezahlen,

00:05:32: aber wenn man den Gegenwert in Geld bezahlen müsste, ist er einfach wahnsinnig hoch und das führt

00:05:39: dazu, dass einfach ganz viele Familienbetriebe dann aufgeben und geschluckt werden von Großunternehmen

00:05:44: oder ja einfach großen Höfen und das wollen wir eigentlich verhindern und eine außerfamiliere

00:05:49: Hofübergabe ermöglichen, das heißt Gruppen, die Bock haben irgendwie zusammen Landwirtschaft zu

00:05:54: machen, zusammen eine Gärtnerei aufzuziehen, das vielleicht mit einem sozialen Projekt zu verbinden,

00:05:58: da noch ein Café mitzuhaben oder verschiedene Initiativen, dass die einfach an Land kommen

00:06:03: können und das wollen wir eben durch diese Direktkredite ermöglichen, weil wir wissen,

00:06:08: dass einfach Leute, die Lust haben auf dem Hof vielleicht nicht jetzt vom Bauerfamilienhof XY

00:06:14: einfach diese Geld so mal aufbringen können, um den Hof abzukaufen, das ist ganz klar,

00:06:18: ja das hat uns inspiriert und ist ein bisschen der Grund, warum es das Akkursynikat gibt.

00:06:23: Wie funktioniert das System mit dem Hofverein dann? Welche Rolle spielen zum Beispiel die

00:06:30: beteiligten Höfe oder das gibt ja dann die Unterscheidung in Hofverein und Betrieb auch in

00:06:35: der Entscheidungsfindung, was dann tatsächlich passiert? Wir sind keine hierarchische Organisationen

00:06:41: und vor allem ist das Akkursynikat auch selbstorganisiert und dezentral, das heißt es gibt ja verschiedene

00:06:46: andere Organisationen, wo es zum Beispiel einfach eine Genossenschaft gibt, die kauft Land und

00:06:52: verpachtet es an die Höfe zu einem guten Preis, was ja auch total Sinn macht. Bei uns ist es allerdings

00:06:58: so, wir sind eigentlich hierarchisch organisiert und jeder Hofverein ist selbstorganisiert und

00:07:03: der Hofverein funktioniert so, dass sich eben ein Verein gründet, auch unter einem Bezug

00:07:08: des Akkursynikats, das Akkursynikat ist immer als Wächtermitglied mit im Hofverein und der

00:07:13: Hofverein hat jetzt beispielsweise Land und Hofstelle XY sich überlegt, dass sie kaufen

00:07:18: wollen, die kriegen die Direktkredite, also können sie es auch kaufen, das ist eine Gruppe von Menschen

00:07:23: und das Land und die Hofstelle gehen in den Besitz von diesem Hofverein über. Der Hofverein

00:07:29: stellt dann ein Betrieb an und dieser Betrieb kann alle möglichen Formen annehmen, also das kann

00:07:35: auch ein Verein sein, das kann aber auch eine GmbH sein und dieser Betrieb ist auch Teil des

00:07:42: Hofvereins und betreibt quasi die Landwirtschaft und klar, dass die Personen können sich überschneiden,

00:07:47: aber der Sinn von dem Hofverein ist, dass auch wenn der Betrieb insolvent geht, kann das Land und

00:07:53: die Hofstelle behalten werden, also die bleibt einfach in dem Verein und was auch wichtig ist,

00:07:58: dass der Verein sich eine Satzung schreibt und eben über die Unverkäuflichkeit von dem Land

00:08:04: und gleichzeitig auch so mit welchen Kriterien wollen wir dieses Land bewirtschaften und klar,

00:08:10: wir haben irgendwie so ein paar Grundsätze, aber das ist auch wieder den Höfen selbst überlassen,

00:08:15: wie genau sie das ausdifferenzieren möchten. Jetzt sitzen wir heute in einer Großstadt,

00:08:21: Nürnberg hat über 500.000 Einwohner*innen so viel ich weiß und beschäftigen uns auch

00:08:28: viel mit der Gesellschaftung in der Stadt, was muss sich ändern, wir haben schon gehört von

00:08:34: dem Stadtkanalverein, also wie einfach auch große Infrastrukturprojekte sich ändern müssen,

00:08:39: weil auch die ganze Stadt sehr versiegelt ist, also was hier an Straßen gebaut werden soll,

00:08:45: noch aber schon auch existiert, sind ja in weiten Flächen einfach Asphaltierung und komplette

00:08:51: Bodenversiegelung. Wie siehst du das denn, dass zum Beispiel auch die landwirtschaftliche Arbeit und

00:08:58: Bodennutzung mit den Projekten, die auch Versuchen in der Stadt zum Beispiel gegen

00:09:04: Versiegelung zu arbeiten zusammenhängen. Also mit dem Acker Syndikat konzentrieren wir uns momentan

00:09:10: wirklich eher auf ländliche Flächen, einfach aus dem Grund, dass ja Pachten sowieso teuer sind,

00:09:16: Boden ist sowieso teuer und in Städten ist es nochmal potenziert, das ist halt wahnsinnig und

00:09:21: deswegen ja, würde ich sagen, wir haben noch nicht viel Erfahrung mit Höfen in der Stadt und trotzdem

00:09:26: werden wir prinzipiell offen für, dass in Städten haben solche Projekte ein paar Nachteile, das ist,

00:09:32: wenn man Boden entsiegelt, ist es in der Regel so, dass man ja einfach mit vielen toxischen

00:09:38: Stoffen zu kämpfen hat in Städten und ja um wirklich einen Acker aufzubauen, braucht man einfach

00:09:44: auch Flächen, die schon ja etwas länger versiegelt sind, vielleicht Parkflächen, einfach wo der Boden

00:09:49: lebt und ich glaube, das ist ja ein bisschen eine Herausforderung in der Stadt, aber tendenziell

00:09:54: macht es natürlich Sinn, einfach Nachbarschaftsgärten zu schaffen und da ist ja auch das Konzept von

00:09:59: Espara Stadt total wichtig, einfach Menschen, allen Menschen in der Stadt Zugang zu nachhaltigen

00:10:04: und guten und frischen Essen zu geben und ich glaube, das ist auf jeden Fall ja am Horizont einfach

00:10:09: ein Ziel und gleichzeitig genau haben die letzten Jahre sich vor allem konzentriert auf eher

00:10:14: ländliche Regionen. Wir haben den Grundsatz, dass wir solidarisch sind, das heißt, es bietet

00:10:18: sich natürlich an, eine solidarische Landwirtschaft zum Beispiel anzubieten. Das macht aber in der

00:10:23: Regel nur Sinn, wenn man in der Nähe von der Stadt ist, wo man auch die Leute hat, die das tragen

00:10:27: und abnehmen und gleichzeitig muss man auch sehen, dass wenn ich jetzt nur Kartoffeln anbau,

00:10:32: dann kann ich keine solidarische Landwirtschaft machen, weil niemand wird mir die ganze Zeit nur

00:10:36: Kartoffeln abnehmen, außerdem bin ich dann sehr gebunden an eine bestimmte Saison, wann die eben reif

00:10:40: sind. Ja, es ist einfach so, dass jeder Hofbetrieb, der zum Hofverein gehört, anders ist und im Endeffekt

00:10:48: darüber selbst entscheiden kann. Inwiefern ist denn das Akkursyndikat auch Teil einer breiteren

00:10:58: Bewegung zum Beispiel für eine Agrarwende, für Bodenreformen oder eben jetzt ganz weit gesprochen

00:11:04: auch für eine Vergesellschaftungsbewegung? Es gibt einfach viele Initiativen, die im Moment in die

00:11:10: Richtung arbeiten, weil wir europaweit dieses Problem sehen. Also der einen Seite, ja, dass es

00:11:17: den Böden immer schlechter geht, dass die Hummusschicht sich abbaut. Das heißt, es muss was passieren

00:11:20: in Richtung regenerativer Landwirtschaft und das sehen wir halt, dass das oft passiert in

00:11:25: ja, in Hofprojekten, in Höfen, die irgendwie anders und weiter denken und da irgendwie Spaß dran

00:11:30: haben und das wollen wir natürlich ermöglichen. An dieser Stelle haben wir einen Einspieler von

00:11:36: Georg Freis für euch. Georg ist Rechtswissenschaftler und hat auf der Vergesellschaftungskonferenz

00:11:41: einen Vortrag zu Artikel 15 im Grundgesetz gehalten und wir freuen uns sehr, dass er ihm nach hinein

00:11:48: die zentralen Aussagen für uns aufgenommen hat. Mein Name ist Georg Freis, ich bin Jurist und

00:11:54: wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Regensburg. Ich schreibe meine Doktorarbeit über

00:11:59: die Vergesellschaftung von Ökosystemen, damit diese renaturiert und nachhaltig bewirtschaftet

00:12:04: werden können. Renaturierung bedeutet, dass Ökosysteme, die sich in einem schlechten Zustand

00:12:09: befinden, wieder möglichst nah an ihren ursprünglichen Zustand herangeführt werden. Im Zentrum

00:12:14: meiner Untersuchung stehen Wälder und Morbüden, die sehr wichtige Ökosystemleistungen erbringen

00:12:19: und für den Umweltschutz von großer Bedeutung sind. Die Vergesellschaftung ist in Artikel 15

00:12:25: Grundgesetz geregelt, in dem steht, dass Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel

00:12:31: zum Zwecke der Vergesellschaftung in Gemeinigentum oder in anderen Formen der Gemeinwirtschaft

00:12:36: überführt werden können. Eine Vergesellschaftung überführt also Privateigentum in öffentliches

00:12:42: Gemeinigentum und sorgt so dafür, dass wirtschaftliche Entscheidungen demokratisiert werden und das

00:12:48: Eigentum zum Wohle der Allgemeinheit genutzt wird. Die Vergesellschaftung kann man sich als

00:12:53: wirtschaftspolitisches Gegenmodell der Privatisierung vorstellen, bei der öffentliches Eigentum in

00:12:59: private Hand gegeben wird. Auch wenn es in Deutschland noch nie eine Vergesellschaftung gab,

00:13:03: finden wir viele Formen der Gemeinwirtschaft. Das sind zum Beispiel Wohnungsbaugnossenschaften,

00:13:09: öffentliche Krankenhäuser oder öffentliche Universitäten, aber auch kommunale Wasserwerke

00:13:14: und Stromversorger. Diese gemeinschaftlichen Strukturen waren früher ausgeprägter und

00:13:19: nahm in den letzten Jahrzehnten aufgrund von Privatisierungen und Deregulierung stark ab.

00:13:24: In den letzten Jahren gab es aber immer wieder auch Forderungen nach Vergesellschaftung und nach

00:13:30: einer Rückkehr zum öffentlichen Eigentum. Initiativen wie deutsche Wohnen und Co.

00:13:35: Enteignen in Berlin wollen zum Beispiel durch die Vergesellschaftung großer

00:13:39: Wohnungskonzerne bezahlbaren Wohnraum schaffen und die Erwirtschaftung großer Renditen durch

00:13:44: Wohnungsvermietungen unterbinden. Es gibt viele rechtliche Unklarheiten darüber,

00:13:49: unter welchen Umständen eine Vergesellschaftung tatsächlich möglich ist. Laut dem Bundesverfassungsgericht

00:13:55: darf der Gesetzgeber innerhalb der verfassungsrechtlichen Grenzen frei über das

00:13:59: Wirtschaftssystem entscheiden. Hier setzen aber die Unklarheiten ein. Was sind die verfassungsrechtlichen

00:14:04: Grenzen des Artikel 15? Das Bundesverfassungsgericht gibt uns hierauf keine klare Antwort. Deshalb

00:14:11: gibt es in der Rechtswissenschaft viele Meinungsverschiedenheiten über den Bedeutungsinhalt

00:14:15: und den Anwendungsbereich der Vergesellschaftung. Die kontroverseste Frage ist, ob die Vergesellschaftung

00:14:20: dem sogenannten Verhältnismäßigkeitsgrundsatz unterliegt. Dieser Grundsatz ist im Verfassungsrecht

00:14:26: sehr wichtig und hat die Aufgabe, die Machtausübung des Staates einzugrenzen. Insbesondere wird

00:14:31: der Staat verpflichtet, das mildeste, ihm zur Verfügung stehende Mittel zu ergreifen, um die

00:14:36: Grundrechte möglichst zu schonen. Der effektive Grundrechtschutz ist sehr wichtig für einen

00:14:41: funktionierenden Rechtsstaat und für eine Demokratie. Natürlich wünschen sich alle Menschen,

00:14:46: dass zum Beispiel die Meinungsfreiheit, die Religionsfreiheit oder die Versammlungsfreiheit

00:14:50: nicht unnötig eingeschränkt werden können. Deshalb wollen manche Juristinnen auch das

00:14:55: Privateigentum durch den Verhältnismäßigkeitsgrundsatz vor der Vergesellschaftung schützen. Das

00:15:01: wird aber oft zu dem Ergebnis, dass marktkonforme Maßnahmen als milderes Mittel zur Vergesellschaftung

00:15:07: angesehen werden. Zum Beispiel wird die Vergesellschaftung von Wohnungskonzernen als

00:15:12: uns zulässig angesehen, weil der Wohnungsneubau oder Mietpreisbremsen die Privateigentümerinnen

00:15:17: weniger belasten als die Vergesellschaftung. Das würde aber bedeuten, dass das Grundgesetz

00:15:23: die Privatwirtschaft besonders schützt und der Gesetzgeber nur im Ausnahmefall gemeinschaftliche

00:15:28: Strukturen durch Vergesellschaftung schaffen kann. Das Grundgesetz wäre dann eine marktwirtschaftliche

00:15:34: Verfassung. Es wurde 1949 aber ganz bewusst wirtschaftsoffengestaltet und das Bundesverfassungsgericht

00:15:41: betont auch heute noch die wirtschaftspolitische Neutralität der Verfassung. Es ist auch wichtig

00:15:46: zu verstehen, dass man nur einen ganz kleinen Kreis von Objekten vergesellschaften kann,

00:15:51: nämlich nur solche, die wirtschaftlich von großer Bedeutung sind. Die meisten Menschen

00:15:56: besitzen nicht Produktionsmittel, Grund- und Boden- oder Naturschätze. Die Stromnetze,

00:16:01: Braunkohlegebiete oder DAX-Konzerne sind meist in den Händen von großen Unternehmen

00:16:06: oder sehr wenigen und sehr reichen Individuen. Eine Vergesellschaftung richtet sich also

00:16:11: nicht gegen einzelne Personen, die beispielsweise ein eigenes Auto besitzen, sondern eher gegen

00:16:17: Personen, die einen ganzen Automobilkonzern besitzen. Deshalb argumentieren viele Stimmen

00:16:22: in der Rechtswissenschaft, dass die Vergesellschaftung nicht dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz

00:16:26: unterliegen soll. Nur so wird nämlich die Wirtschaftsoffenheit des Grundgesetzes sichergestellt

00:16:32: und dem Gesetzgeber ermöglicht, gemeinwirtschaftliche Ideen umzusetzen.

00:16:36: Als Zweites will ich auf die Entschädigungspflichtigkeit der Vergesellschaftung eingehen. Laut dem Grundgesetz

00:16:43: eine Entschädigung für die Vergesellschaftung zu. Unklar ist aber, ob sich die Entschädigung an

00:16:49: der Höhe des Marktwertes orientieren muss. Hierfür spricht, dass die Eigentümerinnen in

00:16:53: ihren wirtschaftlichen Interessen geschützt werden sollen. Außerdem entstehe dadurch eine

00:16:58: Vergesellschaftungsbremse. Die Entschädigung zum Marktwert ist meistens sehr teuer und der

00:17:03: Gesetzgeber wird deshalb nicht unüberlegt oder unvorsichtig Eigentum vergesellschaften.

00:17:08: Dagegen spricht aber, dass die Vergesellschaftung die Wirtschaft struktuell verändern und die

00:17:13: Marktlogik überwinden will. Der Marktpreis für Ackerland hat sich beispielsweise in den letzten

00:17:19: 15 Jahren verdoppelt und in manchen Regionen sogar verdreifacht. Ein Grund für diesen hohe Preise

00:17:24: sind große Investoren, die Ackerflächen systematisch aufkaufen und auf steigende Bodenpreise

00:17:30: spekulieren. Eine Vergesellschaftung von landwirtschaftlichen Boden richtet sich ja gerade

00:17:35: gegen solche Praktiken. Weshalb es unlogisch erscheint, die Investoren zu den überhöhten

00:17:40: Marktpreisen zu entschädigen. Deshalb sagen auch viele Juristinnen, dass eine Entschädigung

00:17:45: unter Marktwert möglich sein muss. Mit der Vergesellschaftung von Ackerflächen hat sich

00:17:49: die Rechtswissenschaft noch nicht sehr viel beschäftigt. Artikel 15 ermöglicht es Grund

00:17:54: und Boden sowie Naturschätze zu vergesellschaften und dass er öffnet zweifellos auch die Möglichkeit,

00:17:59: Ackerflächen in öffentliches Eigentum zu überführen. Gerade die Landwirtschaft könnte

00:18:05: von gemeinwirtschaftlichen Strukturen enorm profitieren. Der Druck auf Landwirtinnen steigt

00:18:10: gegenwärtig und wir sehen immer mehr, wie Agrarland zum Spekulationsobjekt von Investoren wird.

00:18:15: In Folge der hohen Bodenpreise explodieren auch die Pachtkosten an vielen Orten und setzen Landwirtinnen

00:18:22: und die Flächen unter einen enormen Druck. Dieser Bewirtschaftungsdruck zwingt die Landwirtinnen

00:18:27: zur Überdüngung, zum Einsatz schwerer landwirtschaftlicher Geräte und geben Flächen und Menschen nur

00:18:32: wenig Zeit zur Erholung. Das gefährdet die Landwirtschaft, die Umwelt, die Ernährungssicherheit,

00:18:38: aber auch unsere Ernährungsqualität. Durch Vergesellschaftung kann die Bewirtschaftung der

00:18:43: Flächen auf neue Ziele ausgerichtet werden. Zum Beispiel können günstigere Pachtzinsen,

00:18:49: die Landwirtinnen entlasten und die gemeinwirtschaftlichen Betriebe können ihre Flächen umweltschonend,

00:18:55: tierwohl schützend und nachhaltig bewirtschaften. Initiativen wie das Acker-Sündikat zeigen

00:19:01: uns, dass gemeinwirtschaftliche und nachhaltige Landwirtschaft möglich ist, wenn die Landwirtinnen

00:19:06: auf günstigere Flächen zugreifen können und der Bewirtschaftungsdruck reduziert wird.

00:19:11: So können die Ackerböden nicht nur der Lebensmittelproduktion dienen, sondern auch dem Umweltschutz.

00:19:17: Im gesunden Zustand kann der Boden zum Beispiel mehr Wasser speichern, was für Anwohnende

00:19:23: und die Landwirtschaft einen effektiven Hochwasser und Dürrischutz bedeutet.

00:19:27: Genau, politisch sind wir breit organisiert, nicht nur in Deutschland gibt es nicht nur

00:19:34: das Acker-Sündikat, es gibt auch die Kulturlandgenossenschaft, es gibt auch Bioboden, die sich ein ähnliches

00:19:40: Ziel gesetzt haben, aber klar, wir sind auch verbunden mit Verbänden, Bioverbänden, aber

00:19:45: auch sind wir europäisch organisiert bei Access to Land, das heißt, einfach eine europäische

00:19:50: Organisation, die danach guckt, so wer bewirtschaftet Land, wer hat Kapital um Land zu bewirtschaften

00:19:56: und wie können wir das verregeln für die Zukunft der Landwirtschaft und um unsere Böden wieder

00:20:01: aufzubauen?

00:20:02: Ich glaube, eine Zahl, die mir gestern aus dem Workshop noch im Kopf geblieben ist, ist,

00:20:09: dass pro Tag in Deutschland die Fläche von 77 Fußballfeldern versiegelt wird, das heißt,

00:20:16: umgewittelt wird auch in Siedlungs- oder Infrastrukturfläche.

00:20:20: Das ist ja eine Riesenzahl, das ist eine immense Zahl an Boden, die auch verloren geht, um

00:20:30: zum Beispiel Wassermengen aufzunehmen, wenn Starkregen fällt, wenn eben immer mehr extreme

00:20:35: Wetterphänomene auftreten und das ist ja ein großes Problem auch für die Zukunft.

00:20:42: Also wenn wir an, sagen wir es sicherheit, unsere Lebensgrundlagen auch arbeiten wollen,

00:20:48: dann spielt der Boden und zum Beispiel die Wasseraufnahmefähigkeit von Boden eine ganz

00:20:53: große Rolle.

00:20:54: Mit dieser Versiegelung geht auch irgendwo eine Entkopplung einher, also Menschen in

00:21:00: der Stadt sehen vielleicht auch gar nicht immer, wie viel Fläche versiegelt wird oder

00:21:07: das ist ja schon ein sehr, sehr dichter Ballungsraum und das ist aber ein sehr relevanter Faktor.

00:21:13: Und ich habe das Gefühl, durch diesen Verein werden ja auch Brücken geschlagen, zum Beispiel

00:21:20: von Menschen, die landwirtschaftlich arbeiten möchten, sich das vorstellen möchten aus

00:21:24: unterschiedlichen Gründen, da den Fokus einfach ihres Lebens auch drauflegen möchten

00:21:30: und eben nicht aus der Familientradition kommen vielleicht einen Hof zu erben und

00:21:35: einfach automatisch auf einem Hof zu arbeiten oder im ländlichen Gebiet.

00:21:40: Das heißt, es ist eigentlich ein ganz spannendes Phänomen, dass da auch unterschiedliche Familienbiografien

00:21:48: eigentlich zusammenkommen und auch Verbindungen geschaffen werden, die so wahrscheinlich nicht

00:21:55: existieren oder entstehen könnten.

00:21:56: Was sind denn da so eure Erfahrungen?

00:21:59: Ja, ich glaube du sprichst ganz viele ganz wichtige Punkte an, also zum einen dieses

00:22:04: Thema, wenn ich in der Stadt lebe und Lust auf Landwirtschaft habe, genau wie kann ich

00:22:10: mir das vorstellen, irgendwie wie ist dieses Leben in der Landwirtschaft zu arbeiten und

00:22:15: wir sehen das einfach viel, dass A) ein total großes Interesse besteht, aber B) eben voll

00:22:19: wenig Verwendung eigentlich da ist.

00:22:21: Also klar, wir haben ein paar Gemeinschaftsgärten in Städten und wir haben Solarwies, die Anstelle

00:22:25: liefern, aber so den tatsächlich ländlichen Alltag, das ist manchmal schwierig nachzumpfinden

00:22:30: und ich glaube, da stimme ich dir zu, dass es einfach ganz verschiedene Biografien zusammenkommen,

00:22:34: wenn man sagt, okay, man möchte einen Hof übernehmen.

00:22:37: Generell sind Hofübergaben nicht einfach, das zeigt zum Beispiel auch, dass es voll

00:22:42: viele Beratungsstellen gibt zum Thema Hofübergabe, weil klar, das sind oft Familienbetriebe

00:22:46: und da steckt voll viel Herzblut drin und voll viel Arbeitszeit und das einfach abzugeben

00:22:51: kann schwierig sein, glaube ich.

00:22:53: Und deswegen ist es uns auch besonders wichtig, dass wir sagen, wir pachten kein Land, wir

00:22:58: wollen dieses Land und die Hofstelle kaufen am besten zusammengehörend über eben diese

00:23:02: Direktkredite, damit der Hofverein ganz neu ohne Hierarchien, ohne Machtgefälle, die

00:23:07: natürlich immer noch da sind, auch wenn man jetzt sagt, okay, ich schenke euch das Land,

00:23:11: es spielt Macht auf eine Art trotzdem eine Rolle und deswegen ist es uns so wichtig, dass

00:23:16: eben in diesem Hofverein einfach, genau, je nachdem wie die sich organisieren wollen,

00:23:22: aber dass einfach, dass alle Pächter*innen da einen Anteil haben und Teil davon sind und

00:23:26: mitbestimmen können und einfach ja da auch in gewisser Weise eine Basisdemokratie gelebt

00:23:31: wird, damit man gemeinsam entscheiden kann darüber, wie dieser Hof weitergeht.

00:23:36: Basisdemokratie heißt dann auch, dass ihr euch online und dezentral organisiert.

00:23:42: Ja genau, also die Struktur vom Acker Syndikat, was ist ja ein anderer Vereins als der Hofverein,

00:23:48: ist so, dass wir uns genau zwei Wöchentlichen im Co-Kreis organisieren mit aktiven Mitgliedern,

00:23:52: auch mit Fördermitgliedern, die dazukommen können und wir sitzen überall in Deutschland.

00:23:57: Also wir wollen wirklich einfach niemanden ausschließen, jeder kann dabei sein und klar,

00:24:01: wir haben so ein paar Grundwerte, die wir auf jeden Fall verfolgen, wenn man aktives Mitglied

00:24:06: werden möchte.

00:24:07: Aber ja, das ist unsere Idee, dass wir einfach, egal wo der Hof ist, dass irgendwie wir uns

00:24:11: erreichen können und wir wissen einfach darum, wie schwierig das auch sein kann in der Landwirtschaft

00:24:16: teilzunehmen an solchen Diskussionen und dass das auch zum Beispiel das Kommunikationsstrukturen

00:24:22: auch eine seasonhalle Komponente haben.

00:24:24: Das heißt im Winter haben voll viele Höfe viel mehr Zeit, also über solche Dinge denken

00:24:28: wir nach und das bedeutet für uns auch Dezentralität und einfach Teilhabe von allen Beteiligten,

00:24:33: das wird auch auf achten, wer wann kann, wer wann Kapazität hat und das Berücksichtigen.

00:24:39: Das heißt auch, emotionale Arbeit und Beziehungsarbeit spielt schon auch eine Rolle einerseits im

00:24:44: Verein, aber auch dann sozusagen in den Verbindungen, die dann neu geschaffen werden.

00:24:48: Ja klar, also das glaube ich eh und das ist ja sowieso, wenn man anfängt in einem Hofprojekt

00:24:53: zu arbeiten, sind emotionale Beziehungen nicht zu vernachlässigen, weil ja du sitzt nicht

00:24:58: am Computer alleine, sondern es geht immer darum, dass ja die Gruppe gemeinsam was wuppt

00:25:04: und deswegen sind diese emotionalen Verbindungen natürlich total wichtig und dazu trägt auch

00:25:08: bei, dass wir uns eben regelmäßig auch ja in Personen sehen wollen, also im Moment

00:25:13: viermal im Jahr und das dann eben von jedem Hof auch jemand dazukommt und erzählt, wie

00:25:17: es gerade ist und wie es läuft und wo sie Unterstützung brauchen oder solche Sachen.

00:25:21: Wenn wir jetzt überlegen den Wandel für den ihr euch einsetzt, also sind ja auch schon

00:25:28: große Strukturwandel, ist eingetroffen.

00:25:31: Also das Akkersindikat hat ein ganz lebendiges Netzwerk, es gibt sehr, sehr viele Höfe,

00:25:38: ganz große Vernetzung und auch eine sehr stabile Finanzierung durch verschiedene Direktkreditgeber

00:25:45: innen und auch wenn mal ein Hof zum Beispiel Kredite braucht und gerade niemand in der

00:25:49: Warteschlange hat, dann können wir zum Beispiel von einem anderen Hof auch mit getauscht werden,

00:25:55: sozusagen.

00:25:56: Wie würde denn diese Zukunft aussehen?

00:25:58: Wo treffen wir uns denn dann wieder?

00:26:00: Also das wäre natürlich, das wäre wirklich eine sehr, sehr schöne Zukunft.

00:26:05: Ja, so wie du es jetzt malst, das hört sich einfach richtig gut an und ich glaube grundsätzlich,

00:26:11: was dann passieren würde, wäre, dass Flächen vor allem auch in der Stadt oder Stadt nahe

00:26:15: viel mehr bewirtschaftet werden könnten, dass wir eine viel dezentralere, kleinteiligere

00:26:20: Landwirtschaft haben.

00:26:21: Ich glaube Ernährungssouveränität ist da ein Riesen-Stichwort, dass wir einfach irgendwie

00:26:25: wissen, wo kommt unser Essen her, was ist das für Saatgut auch, irgendwie was werden

00:26:29: wir da für Mittel gespritzt vielleicht oder hoffentlich eben keine Mittel gespritzt.

00:26:32: Und was ich auch glaube einfach, dass jeder und jede, ob jetzt in der Stadt oder auf

00:26:38: dem Land grundsätzlich weiß, wie Essen angebaut wird, mithilft irgendwie dabei ist, irgendwie

00:26:43: dieses wahnsinnig schöne Gefühl, warum ich auch voll gerne Landwirtschaft arbeite,

00:26:48: von einfach Teil von der Gruppe zu sein, die gemeinsam das ganze Jahr einfach diese Saison

00:26:53: durch vom Samen bis zur Kohlpflanze irgendwie alles machten.

00:26:57: Das kann wahnsinnig schön sein.

00:26:59: Einfach, ich würde mir wünschen und das will das Ackersinnikat auch ermöglichen, dass

00:27:02: möglichst viele Leute irgendwie in gut bezahlter Arbeit diese schöne Erfahrungen machen können.

00:27:08: Und ich glaube, das wäre einfach ganz toll, wenn wir das erreichen könnten.

00:27:11: Weil das jetzt gerade noch kam, magst du kurz noch was sagen, zur Bezahlung im landwirtschaftlichen

00:27:17: Sektor?

00:27:18: Ja, die Bezahlung im landwirtschaftlichen Sektor ist relativ schlecht.

00:27:22: Also, ja, angefangen einfach bei Saisonkräften, bei Unterfirmen, die Leute von überall her

00:27:29: anstellen und einfach sehr schlecht bezahlen, sehr, sehr lange Arbeitszeiten.

00:27:33: Und natürlich ist das im Sommer ein totaler Knochenjob, wenn man den ganzen Tag unter

00:27:37: der Hitze stehen muss und irgendwie weiß nicht, mulcht oder unkrodiätet.

00:27:42: Und ja, ich glaube, ein Problem ist, ja, es ist natürlich kleinteilig.

00:27:46: Deswegen gibt es wenig politische Vertretungen, Gewerkschaften ist einfach kein Thema.

00:27:52: Und ja, müsste man sich da mehr organisieren, um wirkliches zu schaffen, dass das Löhne

00:27:56: einfach angepasst werden und nach oben angepasst werden.

00:27:58: Und dazu kommt, dass eben voll viele Betriebe, also vor allem, sieht man das bei Familienbetrieben,

00:28:04: dass da die Stunden überhaupt nicht dem Lohn entsprechend, also, da werden 60, 70 Stunden

00:28:10: im Sommer gearbeitet und das geht irgendwie an allen vorbei gefühlt.

00:28:14: Und klar, irgendwer muss das machen und am Ende macht es die oder derjenige, die oder

00:28:19: der dem Hof vorsteht, so weil es muss halt passieren, sonst gibt es halt keine Ernte.

00:28:23: Das ist ein Riesenproblem.

00:28:25: SolarVis versuchen das zu lösen und zu sagen, ja, entweder man bekommt, wenn man da Gärtner

00:28:30: oder Gärtnerin ist, auch einfach das Essen mit nach Hause, das ist natürlich auf vielen

00:28:34: Höfen so, dass man einfach sich quasi selbst versorgt.

00:28:37: Auch dann weiß ich von manchen SolarVis, dass sie einen Stundenlohn von 20 Euro zahlen,

00:28:42: weil das ist wirklich die Seltenheit und auch mit einer Ausbildung als Gärtner oder Gärtnerin.

00:28:45: Es ist ja nicht unüblich, einfach zwischen 14 und 16 Euro die Stunde zu bekommen und

00:28:51: es ist einfach mega anstrengender und voll verantwortungsvoller Beruf und da muss sich

00:28:56: richtig, richtig viel ändern.

00:28:57: Und wenn ich noch hinzufügen darf, genau, wenn wir über Fachkräftemangel in der Landwirtschaft

00:29:03: sprechen, dann ist es natürlich auch wichtig zu denken, mit welchen Begründungen gehe

00:29:06: ich denn in die Landwirtschaft.

00:29:07: Also wenn meine Arbeitsbedingungen recht beschissen sind und ich im Sommer 45 Stunden

00:29:12: die Woche als angestellte Person arbeiten muss, dann noch gerade über Mindestlohn Geld

00:29:16: bekommen, dann möchte dann niemand in der Landwirtschaft arbeiten, das verstehe ich,

00:29:20: also würde ich auch nicht.

00:29:22: Ja, das ist super krass.

00:29:25: Ohne Landwirtschaft haben wir einfach keine Ernährungsgrundlage, egal wo.

00:29:30: Und dass das so viel unbezahlte Arbeit auch ist und so viel auch nicht gewertschätzte

00:29:36: Arbeit, was dann eigentlich passiert und du meintest gerade so nach Saison natürlich

00:29:39: nochmal ganz unterschiedlich im Jahresrhythmus dann anfällt, da muss ich ganz viel ändern.

00:29:44: Jetzt sind wir schon am Ende unseres Interviews.

00:29:47: Gibt es denn noch ein Thema, das wir nicht angesprochen haben oder ein Gedanken, den

00:29:51: du gerne noch unseren Hörer*innen mitgeben möchtest?

00:29:53: Ja, es ist so ein bisschen auch eine persönliche Mission und genau und vielleicht jetzt mit

00:29:59: dem Akkursyndikat gar nicht direkt korrelierend, aber ich glaube, was wir oft vergessen, was

00:30:05: wir, wenn wir so über Landwirtschaft lesen oder die aktuellen Debatten oder die Bäuer*innen-Proteste

00:30:11: sehen, ist ja, dass wir immer, dass wir dieses Thema Naturschutz und Landwirtschaft gegeneinander

00:30:15: ausspielen und ich glaube, das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt.

00:30:18: Es sorgt für Vollvipolarisierung und einfach Aufheizung von diesen Debatten, dass wir

00:30:23: anfangen, ja, Landwirtschaft irgendwie ohne es zu entlohnen, dafür verantwortlich zu

00:30:28: machen, Naturschutz zu leben und ich glaube, da müssen wir ganz arg an der gemeinsamen

00:30:32: Agrarpolitik arbeiten, dass einfach Naturschutzleistungen mitgedacht werden mit der Landwirtschaft.

00:30:37: Ich glaube nicht, dass irgendein Landwirt*innen ihren Boden kaputt machen will.

00:30:41: Ich glaube, wir haben einfach in den letzten Jahrzehnten politische Strukturen geschaffen,

00:30:45: die das System in dem wir leben, gerade so machen, wie es halt ist und ich glaube, wenn

00:30:50: wir über die Landwirtschaft in der Zukunft nachdenken, dann würde ich gerne darüber

00:30:53: nachdenken, dass ich als Landwirt*in gleichzeitig auch die Hüterin meines Landes bin oder meines

00:30:59: Akkas bin und irgendwie dafür Geld bekommt, dass irgendwie Naturschutz und Landwirtschaft

00:31:04: zusammengedacht werden und das finde ich ganz wichtig und ich finde es extrem schwierig,

00:31:09: Debatten gegeneinander auszuspielen, weil ich glaube, uns hilft nichts, gerade Grabenkämpfe

00:31:13: aufzumachen und irgendwie Polarisierung zu fördern, sondern ja, wir müssen da irgendwie

00:31:18: zusammen nachdenken über die Zukunft der Landwirtschaft.

00:31:20: Dankeschön.

00:31:21: Wenn jetzt Menschen noch mehr wissen möchten, wo können sie euch den finden?

00:31:25: Genau, wir haben eine Website, die heißt, glaube ich, akkasündikan.de und man findet

00:31:31: uns auch über Google oder Ecosia oder andere Suchmaschinen.

00:31:35: Wir laden voll gerne dazu ein, irgendwie einfach dazuzukommen zu unseren Treffen.

00:31:39: Wir sind momentan in Deutschland irgendwie unterwegs, aber klar, Österreicher und Österreicherinnen

00:31:43: Bock haben dabei zu sein oder das zu übernehmen oder genau daran an dieser Bewegung mitzuarbeiten,

00:31:50: dann sind natürlich alle total herzlich willkommen.

00:31:52: Genau, schreibt uns einfach unsere E-Mail-Adresses auf der Website.

00:31:55: Vielen Dank, Johanna, dass du dir die Zeit genommen hast und ich habe mich sehr gefreut,

00:32:00: dass ich in deinem Workshop war und dass wir jetzt nochmal Zeit zum Reden hatten.

00:32:04: Dank dir.

00:32:05: Und zum Ende hier auch noch das Fazit von Georg.

00:32:10: Zum Abschluss will ich festhalten, dass die Vergesellschaftung ein Werkzeug ist, das

00:32:15: in der Vergangenheit oft übersehen wurde.

00:32:17: Artikel 15 zeigt uns, dass unsere Verfassung mehr wirtschaftspolitischen Spielraum bietet

00:32:22: als viele Denken.

00:32:24: Egal, ob es um Wohnraum, Energie oder Ackerflächen geht.

00:32:28: Die Vergesellschaftung hat das Potenzial, unsere Wirtschaft demokratischer, gerechter

00:32:32: und nachhaltiger zu gestalten.

00:32:34: Die Herausforderung liegt jetzt darin, die Vergesellschaftung mit Leben zu füllen.

00:32:39: Juristisch, politisch und gesellschaftlich.

00:32:46: Das war's für heute.

00:32:47: Dieser Podcast ist eine Kooperation zwischen dem Konzeptwerk "Neue Ökonomie" in Leipzig

00:32:53: und dem Kollektivperiskop in Wien.

00:32:56: Gefördert werden wir über das Erasmus+-Programm der EU.

00:33:00: Wenn ihr uns unterstützen möchtet, hinterlasst uns gerne eine positive Bewertung, abonniert

00:33:05: die Kehrwerkstatt auf Instagram und empfehlt den Podcast weiter.

00:33:10: Wir freuen uns auch immer über Post, Sprachnachrichten und Inspirationen an.

00:33:15: Podcast@Kollektiv-Periskop.org.

00:33:19: Bis zur nächsten Folge.

00:33:21: Danke für nichts.

00:33:23: Kein Ding.

00:33:24: [Musik]

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.